Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

Objektmensch wessen?
Der kausale Mensch, der Mensch als Objekt, ist nicht frei, er ist ja ein Objekt. Er folgt
den Naturgesetzen. Er gehört sich nicht selbst, er kann nur das Objekt – der Sklave –
eines anderen Subjekts oder Subjektsystems sein, ob er das weiß und zugibt oder nicht.
Ein Objekt ist immer nur das, wozu es sein Subjekt, von dem er seine Definition bezieht,
macht.
Wessen Objekt ist der Objektmensch?
Niemandes Objekt natürlich, behauptet er, denn er erkennt kein Subjekt oder Subjektsystem
an, dessen Objekte er sein könnte. Er behauptet nur an das zu glauben, was naturwissenschaftlich
beweisbar ist.
Aber kein Objekt kann ohne Subjektsystem – ohne Gottheit – sein, sonst wäre es nicht
definiert.
Der kausale Mensch hat Götter – vor allem er.
Er lässt sich unbewusst von ihnen definieren und sich Rollen von ihnen zuweisen, obwohl
er sie nicht gewählt hat.
Er lebt nur, wenn er definiert ist. Die Quelle seines Lebens ist Erniedrigung. Er ist geradezu
ein Masochist. Unterwerfung verschafft ihm die größte Lust.
Er betet seinen Erfolg an, seine Partnerin, sein Universitätsdiplom, seine Gesundheit,
den Zeitgeist, das Horoskop, den Regenwald in Amazonien – und er weiß es nicht.
Er wiederholt unaufhörlich die gleiche Rolle, in der er einmal bei anderen Erfolg hatte.
Prominente machen sich von der Klatschpresse abhängig. Berühmtheiten von gestern
beziehen ihre lebensverlängernden Definitionen von möglichst vielen Auftritten in
Talkshows.
Die Freiheit des Objekts feiert Orgien der Unterwerfung.
Vor einigen Jahren hat sich in München ein junger Millionär gegen Geld zu Tode quälen
lassen.
Es ist fatal, seinen Gott nicht zu erkennen.
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