Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

IV. DIE KAUSALE SEELE
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Ich bin unschuldig, denn die Schlange hat
mich verführt.
Eva 58
Ich bin nicht schuldig, ich habe nur Befehle
befolgt.
Adolf Eichmann 59
Freud: Auch was keine Ursache hat, hat eine
Die Idee vom kausalen Menschen war ein kühner Wurf. Aber wie nur sollte man sie den
Leuten verkaufen?
Galt doch der erwachsene Mensch seit jeher als frei in seinen Entscheidungen.
Zwar hatte Karl Marx schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Dogma aufgestellt,
das Sein bestimme das Bewusstsein, aber schlüssig begründen konnte er es nicht.
Wir wissen doch alle zu gut, dass unsere Gedanken frei sind, dass wir ohne innere und
äußere Ursachen denken und handeln können.
Selbst wenn ich mit einer Milliarde Euro bestochen werden soll, kann ich immer noch
nein sagen.
Wie könnte ich aber nein sagen, wenn ich nur ein kausales Objekt bin?
Der erste, der darauf eine scheinbar schlüssige Antwort gefunden hat, war Sigmund
Freud.
Freud hat der erstaunten Welt den kausalen Menschen, den Menschen ohne Geist und
ohne Freiheit – den totalen Objektmenschen – wie auf Bestellung präsentiert.
Ursachen für unsere scheinbar freien Entscheidungen und Handlungsweisen gibt es immer.
Liegen sie nicht offen zutage – so lehrte er, – dann sind sie eben verborgen.
Wo?
Freud holt die Antwort wie ein Kaninchen aus dem Zylinder: im Unbewussten!
Sind die Ursachen nicht bewusst, so sind sie eben unbewusst. Ursachen müssen jedenfalls
sein, denn ohne Ursache bewegt sich für den Materialisten nichts.
Die Ursache, die den menschlichen Willen bewusst oder unbewusst vor allem bestimmt,
ist die Libido, der Geschlechtstrieb im weitesten Sinn.