Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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Rollen spielen ist nicht leicht.<br />
In welchem Stück spiele ich? – Fragen, die ständig neu beantwortet werden müssen, und<br />
Legionen von Psychologen und Psychoanalytikern leben davon, uns dabei zu helfen.<br />
Das Wer-bin-ich-Geschäft hat höchste Zuwachsraten.<br />
Welche Rolle steht mir am besten?<br />
Wie fit bin ich im Rollentausch?<br />
Rollenbücher sind Bestseller.<br />
Je<strong>der</strong> ist auf Selbst-Sucht. Früher hat sich keiner dafür interessiert, wer er war. Weil er<br />
eine Identität hatte, konnte er sich vergessen. Psychologen und Psychoanalytiker gab es<br />
nicht, weil keiner sie brauchte.<br />
Jetzt wird eine bleibende Identität bestritten, weil sie wissenschaftlich nicht beweisbar<br />
ist. Man kann ja kein Identifikationsexperiment machen und keine Identifikationsmaschine<br />
bauen.<br />
Wenn es keinen Geist gibt, dann sind Menschen nur biologisches Material. Eine amerikanische<br />
Studentin offeriert ihre Gebärdienste per Inserat. Sie will einem unfruchtbaren<br />
Paar etwas Gutes tun und mit dem Erlös ihre Doktorarbeit finanzieren. Was wird einem<br />
solchen Kind einmal gesagt, wenn es nach seiner Identität forscht?<br />
Es gibt nur Materie und sonst nichts. Keine gesellschaftlich relevante Gruppe bestreitet<br />
das. Nicht die Intellektuellen, nicht die Gewerkschaften, nicht die Massenmedien. Auch<br />
die meisten christlichen Theologen nicht.<br />
Ist dann das kommunistische Paradies erst einmal gekommen, so hat – nach Marx –<br />
<strong>der</strong> Rollenwechsel des Menschen das Maximum erreicht: morgens ist er Angler, vormittags<br />
Rechtsanwalt und Schlosser, nachmittags Gärtner. Er tut und lässt – also ist – in<br />
jedem Augenblick nur noch das, wozu ihn seine <strong>Natur</strong> treibt.<br />
Die Umstände und Triebe bestimmen alles, sie und nur sie haben immer recht.<br />
Es ist ja sonst nichts mehr da.<br />
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