Der kausale Mann Natürlich ist die Versuchung, sich gehen zu lassen und seine Berufung zu verraten, nichts neues. Der Mensch war schon immer zwischen seiner Identität als Subjekt und seinem Hang zum Objektsein hin- und hergerissen. Diese Polarität wurde auch in den Geschlechtern gesehen. Hat die Frau, ihrem eher narzißtischen Wesen entsprechend, in diesem Spannungsfeld traditionell mehr mit ihrer Objektrolle kokettiert – „das schwache Geschlecht“ –, so galt <strong>der</strong> Geist einst als das Ideal des Mannes. Selbstdisziplin, Mut, Willensstärke, Tapferkeit, Tugend galten als spezifisch männliche Eigenschaften – virtus, das lateinische Wort für Tugend, leitet sich ja von vir, Mann, ab. Mann sein war einmal ausgesprochen schwer. Ein Mann wurde nicht geboren, er musste erst einer werden. Er musste sich als Mann erst einmal beweisen. „Sei ein Mann“, tröstet ein Vater seinen Sohn, wenn im Schlimmes wi<strong>der</strong>fahren ist. Aber keine Mutter sagt ihrer Tochter, „sei eine Frau!“ Das ist sie ja sowieso. Mannesmut war ein geflügeltes Wort. Die Frau hat an<strong>der</strong>e Stärken. Im Zuge <strong>der</strong> Objektivierung des Subjekts sind die männlichen Tugenden <strong>der</strong> Lächerlichkeit preisgegeben worden. Der „neue Mann“ ist weibisch. Weil heute ein Mann keiner mehr werden muss, darf schon ein Dreizehnjähriger mit Frauen schlafen. Wer würde auch von einem Weichling verlangen, dass er seine Triebe beherrscht. Wo Frauen nur Rollen sind, ist auch für Männer kein Platz mehr. Was ein Mann einmal war, ist Legende in Filmklassikern wie Fred Zinnemanns High Noon o<strong>der</strong> A Man for All Seasons. Gebraucht wird <strong>der</strong> Mann als Objekt. Nicht <strong>der</strong> Mann, <strong>der</strong> von Gott geschaffen wurde, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>, <strong>der</strong> vom Affen abstammt. Keiner, dessen Horizont die Ewigkeit ist, son<strong>der</strong>n einer, <strong>der</strong> dem Augenblick nachgibt. Der Angeber und Neurotiker. Der unbeherrschte, <strong>der</strong> triebhafte Mann, <strong>der</strong> sich von seinen Gefühlen bestimmen lässt. Der erfolgreiche Karrieretyp. Der Angepaßte. Der Schläger, <strong>der</strong> Aussteiger, <strong>der</strong> gelackte Ladykiller und Zyniker, <strong>der</strong> cool die letzten Tabus bricht. Der Mann, <strong>der</strong> kein Mann mehr ist, son<strong>der</strong>n ein Repertoire von Rollen für jede Gelegenheit. Nicht wer je<strong>der</strong> Versuchung wi<strong>der</strong>steht, ist bei uns ein ganzer Kerl, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>, <strong>der</strong> je<strong>der</strong> Versuchung nachgibt. Deshalb dürfen die Männer endlich auch Gefühl zeigen, Zöpfe und Ohrringe tragen und sich gehen lassen. Die Objektfrauen fühlen sich bestätigt. Es ist ihre Zeit. Sie wussten schon immer, dass die Männer nichts waren. „Du bist kein Mann!“ ist dem kausalen Mann ein Kompliment. 94
Er ist kein Held mehr, kein Außenseiter. Kein Steppenwolf. Er greift nicht mehr nach den Sternen – die sind ihm viel zu weit oben. Er ist <strong>der</strong> Angestellte, <strong>der</strong> heimlich seine Privatgespräche über das Firmentelefon abwickelt, <strong>der</strong> Ehemann, <strong>der</strong> auf je<strong>der</strong> Geschäftsreise seine Frau betrügt. Der Millionär, <strong>der</strong> heimlich Sozialhilfe bezieht, <strong>der</strong> Politiker, <strong>der</strong> Gefälligkeiten annimmt. Er verhält sich so, wie es von ihm erwartet wird. 95
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Ein Koloss auf tönernen Füßen Al
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Endnoten 1 B.F. Skinner: Jenseits v
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65 Ernest Borneman: Lexikon der Lie