Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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Geschlechterkonkurrenz<br />
Die Geschlechter sind gleich, das heißt, abgeschafft. Aber welches Geschlecht ist das<br />
bessere? Mit <strong>der</strong> Gleichheit kam das große Kräftemessen. Wenn Mann und Frau gleich<br />
sind, dann sind sie auf allen Gebieten Konkurrenten.<br />
Aber nur eine kleine Min<strong>der</strong>heit untypischer Frauen kann mithalten, die an<strong>der</strong>en sind<br />
sich dessen wohl bewusst und rühren keinen Finger für ihre „Rechte“. Obwohl sie im<br />
Beruf angeblich o<strong>der</strong> tatsächlich an<strong>der</strong>s behandelt werden als Männer, organisieren sie<br />
sich prozentual nicht etwa mehr in Gewerkschaften als die Männer, son<strong>der</strong>n viermal<br />
weniger (Statistik des Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1997).<br />
Legion ist die Zahl <strong>der</strong> Verliererinnen, die sich als Versager empfinden, weil sie den<br />
gefor<strong>der</strong>ten Identitätsverzicht nicht leisten können. Das aber kommt den Feministen<br />
gerade recht, denn vor allem diese große Zahl <strong>der</strong> Verliererinnen dient ihnen als Beweis<br />
für die ständig fortdauernde „Unterdrückung <strong>der</strong> Frau durch den Mann“.<br />
Da <strong>der</strong> Materialismus eine Aberglaube ist, kann er sich immer nur mit Lügen rechtfertigen.<br />
In <strong>der</strong> christlichen Kultur waren Männer und Frauen immer gleichwertig, aber nie<br />
gleich. Jetzt ist es umgekehrt: Männer und Frauen sind gleich, aber die Frau ist weniger<br />
wert.<br />
So ist die neue, die gleichgestellte Frau, ihrer Weiblichkeit, das heißt ihrer selbst, unsicher<br />
geworden.<br />
Sie darf nicht sein, wer sie ist, und sie weiß nicht, wer sie sein soll. Das macht sie manipulierbar,<br />
und so soll sie auch sein. Sie, die früher einmal, in sich selbst ruhend, <strong>der</strong> Ruhepunkt<br />
ihrer Familie und damit <strong>der</strong> Welt war, ist ein Nervenbündel geworden.<br />
Unterdrückt wird die Frau nicht vom Mann, son<strong>der</strong>n von denen, die sie dem Mann<br />
gleichmachen wollen, obwohl sie nicht gleich ist: Die Emanzipationsbewegung hat die<br />
Benachteiligung <strong>der</strong> Frau erst geschaffen.<br />
Die kausale, ihres ureigenen Wesens beraubte Frau fällt <strong>der</strong> Manipulation viel radikaler<br />
zum Opfer als <strong>der</strong> Mann.<br />
Denn an<strong>der</strong>s als beim Mann ist die Identität <strong>der</strong> Frau in eine Vielzahl wi<strong>der</strong>sprüchlicher<br />
Rollen zerfallen, die Frau muss viel mehr Rollen spielen als <strong>der</strong> Mann: Die Rolle <strong>der</strong><br />
geschlechtsneutralen Angestellten. Die Rolle des verruchten Sexkö<strong>der</strong>s. Die Rolle <strong>der</strong><br />
Ehefrau. Die Rolle <strong>der</strong> Mutter. Die Rolle <strong>der</strong> Hausfrau. Die Rolle <strong>der</strong> politisch interessierten<br />
Umweltschützerin und militanten Pazifistin.<br />
Das Rollenspiel macht sie frei von Schuld. In <strong>der</strong> Rolle als Ehefrau muss sie keine Ehefrau<br />
mehr sein, nur eine spielen, in <strong>der</strong> Rolle als Mutter ist sie nicht mehr für ihre Kin<strong>der</strong><br />
verantwortlich.<br />
Viele ihrer Rollen entsprechen ihr nicht, weil sie sich nicht für sie interessiert. Sie<br />
nimmt das mit weiblicher Leidensbereitschaft hin. Sie hat Ämter und Berufe, von denen<br />
sie we<strong>der</strong> etwas versteht noch verstehen will. Aber sie füllt sie brav aus, weil sie meint,<br />
sie müsse es den Männern gleichtun. Und sie kann es vorzüglich.<br />
Sie ist keine Rechtsanwältin, aber sie spielt sehr gut eine.<br />
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