Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

Der kausale Friede
Friede entsteht durch die Identifikation von Subjekten.
Aber der kausale Mensch bezeichnet mit dem Wort „Frieden“ das freie Spiel der Kräfte,
zu dem er sich bekennt. Es ist also nicht verwunderlich, dass wir in einer Zeit des Pazifismus
leben.
Für den kausalen Menschen ist Friede die Folge eines äußeren Machtgleichgewichts –
was das auch immer in einem bestimmten Augenblick sein mag. Die Geschichte kennt
den Begriff pax romana – erzwungener Gewaltfriede.
Die materialistische „Friedensbewegung“ fordert von uns, dass wir uns alle wie Objekte
verhalten, damit das neue Gute, das freie Spiel der Kräfte, zum Zug kommen und so das
Zeitalter ewigen Friedens anbrechen kann.
Wir sollten uns nicht mehr wehren, lautet der Aberglaube, dann breche kein Krieg mehr
aus, sondern der Frieden an.
Dass der kausale Mensch anderen predigt, sie sollten nicht kämpfen, hat nichts mit dem
christlichen Gebot der Feindesliebe zu tun. Die andere Wange hinzuhalten ist für ihn
kein moralischer Wert, sondern liegt einfach daran, dass er keine Werte kennt, die es zu
verteidigen lohnt. Sein höchster „Wert“ ist ja nichts anderes als das, was sowieso passiert.
Das gilt selbst für die Kirchen. Keine Demonstration gegen Bundeswehr oder NATO
ohne prominente Theologen.
Warum auch sollten sich Objekte streiten? Das ist doch absurd! Ein Haufen Sand streitet
sich doch auch nicht. Das freie Spiel der Kräfte gleicht in jedem Augenblick alle Spannungen
aus.
Wenn es nach ihnen ginge, wären Hitlers Eroberungskrieg auf keinen Widerstand gestoßen
und die Nazis wären heute die Herren der ganzen Welt.
Die Natur ist blind und grausam.
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