Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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Die Abschaffung <strong>der</strong> Geschlechter<br />
Bestimmt hat es noch nie so viele schöne Frauen gegeben wie heute. Strahlende Augen,<br />
frischer Teint, Traumfigur, sexy Beine, wohlgeformte Füße – <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Industrie ist<br />
es gelungen, auch die totale Weiblichkeit in Serie hervorzubringen.<br />
Aber ist eine Frau überhaupt eine Frau? O<strong>der</strong> spielt sie nur eine?<br />
„Überwinden Sie das herkömmliche Rollenverhalten“, sagen die Feministen – und übernehmen<br />
Sie ein neues. Sie bieten neue Rollen von <strong>der</strong> Stange, denn für die kausale<br />
Frau gilt: Man wird nicht als Frau geboren, son<strong>der</strong>n zur Frau gemacht. Sie wollen in<br />
einem neuen Stück spielen. Für den Materialisten ist das Leben ein einziges Theater.<br />
Rollen schützen vor Schuld. Ein Darsteller ist ja nicht die Person, die er darstellt.<br />
Der kausale Mensch glaubt ganz fest, dass es außer den anatomischen Geschlechtsmerkmalen<br />
keine Geschlechtsunterschiede gibt, und dass alle an<strong>der</strong>en Unterschiede<br />
zwischen Mann und Frau nur anerzogene Rollen sind.<br />
Obwohl alle Beobachtungen dagegen sprechen, und obwohl bei höheren Tierarten – auf<br />
die sich <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>gläubige so gern bezieht – das geschlechtsspezifische Verhalten wissenschaftlich<br />
erwiesen ist.<br />
Einmal mehr wird deutlich, dass die Theorie von <strong>der</strong> <strong>Herrschaft</strong> <strong>der</strong> <strong>Natur</strong> keineswegs<br />
sauberem wissenschaftlichen Denken entspricht, wie behauptet wird, son<strong>der</strong>n nur eine<br />
Religion ist.<br />
Für den, <strong>der</strong> an diese Religion nicht glaubt, ist das Geschlecht keine Rolle, son<strong>der</strong>n eine<br />
Identität: Das Selbstbewusstsein als Mann o<strong>der</strong> als Frau ist fundamental, es kommt nicht<br />
aus <strong>der</strong> Angleichung an eine weibliche o<strong>der</strong> männliche Rolle, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Identifikation<br />
mit dem eigenen Geschlecht.<br />
In allen Hochkulturen wurde die Geschlechtsidentität als Beglückung empfunden und<br />
deshalb nach allen Regeln <strong>der</strong> Kunst geför<strong>der</strong>t.<br />
Erst <strong>der</strong> kausale Mensch, <strong>der</strong> alles besser weiß, ohne überhaupt etwas zu wissen, muss<br />
sie leugnen, weil das Objekt keine Identität haben kann, also auch keine Geschlechtsidentität.<br />
Da er nicht Mann o<strong>der</strong> Frau sein darf, spielt er Mann o<strong>der</strong> Frau.<br />
Aber je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> selber Kin<strong>der</strong> verschiedenen Geschlechts hat, weiß, wie sehr sich Jungen<br />
und Mädchen schon von Anfang an nicht nur körperlich, son<strong>der</strong>n auch in ihrem Wesen<br />
unterscheiden. Sie identifizieren sich schon früh mit ihrem Geschlecht.<br />
Wie stark die Macht dieser Identifikation ist, erkennt man an den sogenannten Transsexuellen:<br />
Sie nehmen jedes Opfer auf sich und lassen sogar ihre angeborenen Geschlechtsorgane<br />
chirurgisch umwandeln, um den „falschen“ Körper mit <strong>der</strong> „richtigen“<br />
Seele in Übereinstimmung zu bringen.<br />
Rollen, für <strong>der</strong>en Wechsel <strong>der</strong> Schauspieler einen Chirurgen braucht!<br />
Wenn die Materie tatsächlich fundamentaler wäre als <strong>der</strong> Geist, würde man die Geschlechtsrolle<br />
mühelos dem Körper anpassen können und nicht den mühseligen umgekehrten<br />
Weg gehen müssen.<br />
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