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Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

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Die Zeit ist nicht von dieser Welt<br />

Es gibt in <strong>der</strong> <strong>Natur</strong> nichts, das nicht letztlich auf dem Irrationalen basiert. O<strong>der</strong> selbst<br />

irrational ist.<br />

Zum Beispiel die Zeit.<br />

Alles, was ist – das Universum, das Leben, das Wetter draußen – ist in <strong>der</strong> Zeit, und<br />

zwar an einer einzigen Stelle in <strong>der</strong> Zeit: Es ist jetzt. Die Vergangenheit ist jetzt nicht<br />

mehr, sie existiert nur noch in unserer Erinnerung. Die Zukunft ist jetzt noch nicht, sie<br />

existiert noch nicht. Vergangenheit und Zukunft sind Kategorien des Bewusstseins. In<br />

<strong>der</strong> materiellen Welt kommen sie nicht vor.<br />

Nirgendwo in <strong>der</strong> <strong>Natur</strong> lässt sich die Vergangenheit finden und nirgendwo die Zukunft.<br />

Alles ist Gegenwart. Selbst eine dreitausend Jahre alte Tonscherbe lässt sich nur im<br />

Jetzt betrachten.<br />

Und nirgendwo in <strong>der</strong> <strong>Natur</strong> ist die Zeit. Den Unterschied zwischen vorher und nachher<br />

gibt es nur im Bewusstsein.<br />

Das Vergangene ist unverän<strong>der</strong>lich, es wurde früher einmal in lauter Zeitpunkten Jetzt<br />

festgelegt. Es ist jetzt nicht mehr. Das Zukünftige erscheint jetzt noch offen. Es ist jetzt<br />

noch nicht. Einzig und allein das Jetzt ist, und mit ihm alles, was jetzt ist. Jetzt ist <strong>der</strong><br />

Zeitpunkt allen Geschehens. Was nicht jetzt ist, das ist nicht und geschieht nicht. Entwe<strong>der</strong><br />

nicht mehr o<strong>der</strong> noch nicht.<br />

Obwohl also <strong>der</strong> Zeitpunkt Jetzt auch in den <strong>Natur</strong>wissenschaften <strong>der</strong> wichtigste Moment<br />

sein müsste, denn er ist <strong>der</strong> einzige, in dem sich etwas ereignen kann, kommt er in<br />

ihnen überhaupt nicht vor. In keiner mathematischen Formel ist ein Platz für jetzt reserviert.<br />

Denn <strong>der</strong> Zeitpunkt Jetzt ist we<strong>der</strong> gleich noch wie<strong>der</strong>holbar. Im Gegenteil – kein an<strong>der</strong>er<br />

Zeitpunkt ist wie Jetzt, weil nur ein Zeitpunkt jetzt ist und alle an<strong>der</strong>en nicht. Jedes<br />

Jetzt ist einmalig, es kommt nie mehr wie<strong>der</strong>. Zeit ist unwie<strong>der</strong>holbar. Die Uhren lügen,<br />

weil sie jeden Tag die gleiche Zeit wie<strong>der</strong>holen. Als würden wir nicht altern.<br />

Der eine kurze Moment einer falschen Entscheidung am Steuer eines Wagens, die zu<br />

einem tödlichen Unfall führt, kann nie wie<strong>der</strong> zurückgeholt werden, nicht einmal nach<br />

einer einzigen Sekunde.<br />

Die <strong>Natur</strong>wissenschaften umgehen das Problem durch einen Trick. Sie registrieren und<br />

messen das, was ist, zwar notgedrungen auch in einem Jetzt, aber dieses Jetzt definieren<br />

sie als einen abstrakten Zeitpunkt auf einer „Zeitachse“, von dem sie als ganz selbstverständlich<br />

voraussetzen, dass er allen an<strong>der</strong>en Zeitpunkten, die es je gegeben hat und je<br />

geben wird, gleich ist. Obwohl es in <strong>der</strong> Realität keinen einzigen solchen Zeitpunkt gibt.<br />

Eine solche „Zeitachse“ kann es nur im abstrakten Denken geben. Nicht in <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>. In<br />

<strong>der</strong> <strong>Natur</strong> ist alles jetzt. Wobei <strong>der</strong> Zeitpunkt Jetzt, in dem alles ist, was ist, ebenfalls in<br />

<strong>der</strong> <strong>Natur</strong> nicht vorkommt.<br />

Weil jener fiktive Zeitpunkt auf <strong>der</strong> Zeitachse mit allen an<strong>der</strong>en fiktiven Zeitpunkten<br />

gleich ist, ist er prinzipiell auch wie<strong>der</strong>holbar. Ja, die <strong>Natur</strong>wissenschaften betrachten<br />

die Zeit als eine Art vierte Dimension des Raumes.<br />

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