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Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus

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Der kausale Glaube<br />

Wie alle Menschen hat auch <strong>der</strong> kausale Mensch die innere Gewissheit <strong>der</strong> Grundelemente<br />

des Lebens: Er weiß, dass er ist, dass er frei ist, dass er ein geistbegabtes Wesen<br />

ist. Und dass es einen Gott gibt, <strong>der</strong> ihn und alles an<strong>der</strong>e gemacht hat.<br />

Aber er streitet es ab.<br />

Der gesetzlose Mensch glaubt nicht an Gott. Das heißt aber nicht, dass er an nichts<br />

glaubt. Im Gegenteil – er ist ausgesprochen abergläubisch.<br />

Was ist <strong>der</strong> Unterschied?<br />

Der Glaube des Geistes hält sich an die nichtkausale Gottheit, <strong>der</strong> Aberglaube des kausalen<br />

Menschen gilt kausalen Göttern, das heißt solchen, die er dazu macht.<br />

Ein Aberglaube ist schnell geboren.<br />

Wenn Sie in <strong>der</strong> Nacht Ihren Wohnzimmerlampe einschalten, und im gleichen Moment<br />

nicht nur alle an<strong>der</strong>en Lampen in <strong>der</strong> Wohnung ausgehen, son<strong>der</strong>n – wie Sie erschreckt<br />

durch einen Blick aus dem Fenster feststellen müssen – auch in <strong>der</strong> ganzen Stadt, dann<br />

glauben Sie natürlich, dass Sie dafür die Ursache sind.<br />

Der Aberglaube stellt einen Kausalzusammenhang her zwischen zwei Ereignissen, die<br />

nichts miteinan<strong>der</strong> zu tun haben: „Am Freitag dem 13. hat vor mir eine schwarze Katze<br />

die Straße überquert, daher hat mir ein Unglück zustoßen müssen.“<br />

Der Aberglauben hat immer eine Ursache, <strong>der</strong> Glaube nicht.<br />

Weil <strong>der</strong> Abergläubische erlebt hat, dass die von ihm geschaffene Religion offensichtlich<br />

kausal funktioniert, glaubt er, er könne auf seine Götter kausal einwirken. Er tut es<br />

mit allerlei Opfergaben und guten Werken.<br />

Tu ich Gutes für meinen Gott, so tut er auch Gutes für mich.<br />

Manche Werke sind so „gut“, dass Gott gar nicht an<strong>der</strong>s kann, als sich dafür zu revanchieren.<br />

Der Islamist glaubt, von Allah seine Aufnahme ins Paradies dadurch erzwingen zu können,<br />

dass er mit einem Selbstmordanschlag möglichst viele Israelis umbringt.<br />

Aber dem Subjekt wäre mit einem Gott, <strong>der</strong> nach seiner Pfeife tanzt, nicht gedient.<br />

Denn <strong>der</strong> wäre gar keiner. Sein Gott ist alles an<strong>der</strong>e als kausal. Er gehört nicht zur kausalen<br />

Welt. Er lässt sich von nichts und niemandem bestimmen. Er ist souverän.<br />

Ein Gott, <strong>der</strong> auf gute Werke reagiert, ist ein Hampelmann. Der Gott des kausalen Menschen<br />

– die <strong>Natur</strong> – ist durch die <strong>Natur</strong>gesetze bestimmt und daher kausal beeinflussbar.<br />

Im Aberglauben ist Gott mein Diener, im Glauben ist Gott mein Herr.<br />

Hat <strong>der</strong> wahre Gott den Menschen nach seinem Bilde erschaffen, so hat sich <strong>der</strong> wahre<br />

Objektmensch seinen Gott ebenfalls nach seinem Bild gemacht.<br />

Als ein Wesen aus dem Reich <strong>der</strong> <strong>Natur</strong>, wie er selbst.<br />

Einen Gott, <strong>der</strong> aus sich selbst heraus nichts ist, son<strong>der</strong>n nur Rollen spielt, die ihm <strong>der</strong><br />

Mensch zuweist.<br />

Nur ein Narr glaubt an selbstgemachte Götter, aber es gibt viele Narren.<br />

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