Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
Herrschaft der Natur - Wagn, Klaus
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<strong>der</strong> Teil eines einzigen Ganzen, denn sie wird immer vor dem Hintergrund dieses Ganzen<br />
unterschieden. Die verschiedenen Subjektsysteme, mit denen es lebt, wi<strong>der</strong>sprechen<br />
sich nicht. Sie sind wie die Schale einer Zwiebel, sie bilden ein Ganzes.<br />
Weil es alles selbst definiert.<br />
Selbst getroffene Definitionen können immer nur sinnvoll sein, denn sie beziehen sich<br />
immer auf ein Ganzes.<br />
So wie Gott die Einzelheiten <strong>der</strong> Welt aus einem einzigen Ganzen durch sein Wort unterschieden<br />
und so geschaffen hat.<br />
Daher sind seine Definitionen zwangsläufig logisch: Sie stehen immer in einem sinnvollen<br />
Zusammenhang zueinan<strong>der</strong>, weil sie immer von ihm selbst und in bezug zueinan<strong>der</strong><br />
definiert werden und zusammen ein Ganzes bilden.<br />
Die Welt als ein Chaos zu bezeichnen, wie die Nihilisten, ist dem Subjekt logisch gar<br />
nicht möglich. Das Subjekt ist bei seinen Definitionen zwar frei, es kann aber gar nicht<br />
an<strong>der</strong>s, als – zumindest subjektiv – wi<strong>der</strong>spruchsfrei, also in einer logischen Ordnung,<br />
zu definieren.<br />
In seinem Denken hat alles seinen unverwechselbaren Platz.<br />
Wer wi<strong>der</strong>spruchsvoll definiert, sich also z.B. selbst belügt, <strong>der</strong> geht an seinen Wi<strong>der</strong>sprüchen<br />
zugrunde – wer sündigt, macht seine Seele kaputt.<br />
Ich kann zugleich Deutscher sein und Ehepartner, Chormitglied und CDU-<br />
Abgeordneter. Das wi<strong>der</strong>spricht sich nicht. Aber wenn ich nebenher noch eine zweite<br />
Ehe führe, habe ich Probleme. Denn dann lebe ich in wi<strong>der</strong>sprüchlichen Systemen, die<br />
keine eindeutigen Definitionen mehr zulassen. Ich muss dauernd lügen.<br />
Wenn Autoren wie Beckett und Maler wie Picasso das Chaos <strong>der</strong> Welt darstellen, so<br />
doch immer aufgrund von geordneten, logischen Schlüssen. Zum Beispiel aufgrund <strong>der</strong><br />
aus ihrer Sicht logischen Beobachtung, die Welt sei voller Sinnlosigkeit, und das schließe<br />
die Existenz eines ordnenden Gottes aus. Was aber logisch ist, kann nicht zugleich<br />
auch chaotisch sein.<br />
Nur ein Verrückter – jemand, <strong>der</strong> zusammenhangslos daherredet, weil er nicht zu denken<br />
vermag – kann aufrichtig behaupten, die Welt sei für ihn ein Chaos. Aber er bleibt<br />
auch die logische Begründung dafür schuldig.<br />
Wer also vernünftig argumentiert, die Welt sei chaotisch und hätte keinen Sinn, <strong>der</strong><br />
straft sich selber Lügen.<br />
Sinnlos in einem Subjektsystem sind nur die Definitionen eines an<strong>der</strong>en Subjektsystems,<br />
wenn zwischen beiden keine Identifikation besteht.<br />
Das deutsche Wort Gift bedeutet im Englischen Geschenk.<br />
Geistige Begriffe wie Glaube, Würde und Treue sind im System eines Materialisten<br />
überhaupt nicht definiert, er kann sich darunter nichts vorstellen, deshalb muss er sie für<br />
Unsinn halten.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene des Objekts – ohne Geist – ist alles sinnlos. Definitionen ohne ihr zugehöriges<br />
System, das sie definiert, sind sinnlos. Aus ihrem Kontext losgelöste Objekte<br />
sind immer sinnlos.<br />
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