Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
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spezifischer durchs Subjekt vermittelt ist als die von Erkenntnis sonst.<br />
Fast ist es tautologisch, daß die Entscheidung, ob ein Kunstwerk eines<br />
sei, an dem Urteil darüber hängt, und der Mechanismus solcher<br />
Urteile — weit mehr eigentlich als die Urteilskraft als >Vermögen< —<br />
bildet das Thema des Werks. »Die Definition des Geschmacks, welche<br />
hier zum Grunde gelegt wird, ist: daß er das Vermögen der Beurteilung<br />
des Schönen sei. Was aber dazu erfordert wird, um einen<br />
Gegenstand schön zu nennen, das muß die Analyse der Urteile des<br />
Geschmacks entdecken.« 44 Der Kanon des Werks ist die objektive<br />
Gültigkeit des Geschmacksurteils, die nicht garantiert und gleichwohl<br />
stringent sei. Präludiert wird die Situation aller nominalistischen<br />
Kunst. Kant möchte, analog zur Vernunftkritik, ästhetische Objektivität<br />
aus dem Subjekt begründen, nicht jene durch dieses ersetzen.<br />
Implizit ist ihm das Einheitsmoment des Objektiven und Subjektiven<br />
die Vernunft, ein subjektives Vermögen und gleichwohl, kraft seiner<br />
Attribute von Notwendigkeit und Allgemeinheit, Urbild aller Objektivität.<br />
Auch die Ästhetik steht bei Kant unterm Primat der diskursiven<br />
Logik: »Die Momente, worauf diese Urteilskraft in ihrer Reflexion Acht<br />
hat, habe ich nach Anleitung der logischen Funktionen zu urteilen<br />
aufgesucht (denn im Geschmacksurteile<br />
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ist immer noch eine Beziehung auf den Verstand enthalten). Die der<br />
Qualität habe ich zuerst in Betrachtung gezogen, weil das ästhetische<br />
Urteil über das Schöne auf diese zuerst Rücksicht nimmt. 45 Die stärkste<br />
Stütze subjektiver Ästhetik, der Begriff des ästhetischen Gefühls,<br />
folgt aus der Objektivität, nicht umgekehrt. Es sagt, daß etwas so sei;<br />
Kant würde es, als >Geschmack