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Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger

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jeder modus exprimendi der einen oder der andern wäre erstlich, insofern<br />

sie nicht seine Sprache, nicht aus seinem Leben und aus seinem<br />

Geiste hervorgegangenes Produkt, sondern als Sprache der<br />

Kunst, sobald sie in bestimmter Gestalt mir gegenwärtig ist, schon<br />

zuvor ein bestimmender Akt der schöpferischen Reflexion des Künstlers,<br />

welcher darin bestand, daß er aus seiner Welt, aus der Summe<br />

seines äußern und innern Lebens, das mehr oder weniger auch das<br />

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meinige ist, daß er aus dieser Welt den Stoff nahm, um die Töne seines<br />

Geistes zu bezeichnen, aus seiner Stimmung das zum Grunde<br />

liegende Leben durch dies verwandte Zeichen hervorzu rufen, daß er<br />

also, insofern er mir dieses Zeichen nennt, aus meiner Welt den Stoff<br />

entlehnt, mich veranlaßt, diesen Stoff in das Zeichen überzutragen,<br />

wo dann derjenige wichtige Unterschied zwischen mir als bestimmtem<br />

und ihm als bestimmendem ist, daß er, indem er sich verständlich<br />

und faßlich macht, von der leblosen, immateriellen, ebendeswegen<br />

weniger entgegensetzbaren und bewußtloseren Stimmung fortschreitet,<br />

ebendadurch, daß er sie erklärt 1) in ihrer Unendlichkeit der<br />

Zusammenstimmung durch eine sowohl der Form als Materie nach<br />

verhältnismäßige Totalität verwandten Stoffs, und durch idealisch<br />

wechselnde Welt, 2) in ihrer Bestimmtheit und eigentlichen Endlichkeit<br />

durch die Darstellung und Aufzählung ihres eigenen Stoffs, 3) in<br />

ihrer Tendenz, ihrer Allgemeinheit im Besondern, durch den Gegensatz<br />

ihres eigenen Stoffs zum unendlichen Stoff, 4) in ihrem Maß, in<br />

der schönen Bestimmtheit und Einheit und Festigkeit ihrer unendlichen<br />

Zusammenstimmung, in ihrer unendlichen Identität und Individualität,<br />

und Haltung, in ihrer poetischen Prosa eines allbegrenzenden<br />

Moments, wohin und worin sich negativ und ebendeswegen ausdrücklich<br />

und sinnlich alle genannten Stücke beziehen und vereinigen,<br />

nämlich die unendliche Form mit dem unendlichen Stoffe dadurch,<br />

daß durch jenen Moment die unendliche Form ein Gebild, den<br />

Wechsel des Schwächern und Stärkern, der unendliche Stoff einen<br />

Wohlklang annimmt, einen Wechsel des Hellern und Leisern, und<br />

sich beede in der Langsamkeit und Schnelligkeit endlich im Stillstande<br />

der Bewegung negativ vereinigen, immer durch ihn und die ihm<br />

zum Grunde liegende Tätigkeit, die unendliche schöne Reflexion,<br />

welche in der durchgängigen Begrenzung zugleich durchgängig beziehend<br />

und vereinigend ist.<br />

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