Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
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auch sonstige ernsthaftere Anfänge durch eine heitere Wendung geschickt<br />
zu beendigen weiß, um das Ernsthafte der Betrachtung oder<br />
Situation wieder aufzuheben oder zu entfernen. Auch Horaz in seinen<br />
Briefen folgt dieser Manier. Dies ist eine Wendung der Konversation<br />
und geselligen Behaglichkeit<br />
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überhaupt, welche, um nicht tiefer ins Zeug hineinzugeraten, an sich<br />
hält, abbricht und das Tiefere selbst wieder mit Gewandtheit ins Heitere<br />
hinüberspielt. Auch diese Auffassungsweise ist zwar Manier und<br />
gehört zur Subjektivität der Behandlung, aber zu einer Subjektivität,<br />
die allgemeinerer Art ist und ganz so verfährt, wie es innerhalb der<br />
beabsichtigten Darstellungsart notwendig ist. Von dieser letzten Stufe<br />
der Manier aus können wir zur Betrachtung des Stils hinüberschreiten.<br />
b. Stil<br />
»Le style c'est l'homme même« ist ein bekanntes französisches Wort.<br />
Hier heißt Stil überhaupt die Eigentümlichkeit des Subjekts, welche<br />
sich in seiner Ausdrucksweise, der Art seiner Wendungen usf. vollständig<br />
zu erkennen gibt. Umgekehrt sucht Herr von Rumohr (Italienische<br />
Forschungen 19 , Bd. I, S. 87) den Ausdruck Stil »als ein zur<br />
Gewohnheit gediehenes Sichfügen in die inneren Forderungen des<br />
Stoffes (zu) erklären, in welchem der Bildner seine Gestalten wirklich<br />
bildet, der Maler sie erscheinen macht«, und teilt in dieser Beziehung<br />
höchst wichtige Bemerkungen über die Darstellungsweise mit, welche<br />
das bestimmte sinnliche Material der Skulptur z. B. erlaubt oder<br />
verbietet. Jedoch braucht man das Wort Stil nicht bloß auf diese Seite<br />
des sinnlichen Elementes zu beschränken, sondern kann es auf<br />
diejenigen Bestimmungen und Gesetze künstlerischer Darstelluilg<br />
ausdehnen, welche aus der Natur einer Kunstgattung, innerhalb derer<br />
ein Gegenstand zur Ausführung kommt, hervorgehen. In dieser<br />
Rücksicht unterscheidet man in der Musik Kirchenstil und Opernstil,<br />
in der Malerei historischen Stil von dem der Genremalerei. Der Stil<br />
betrifft dann eine Darstellungsweise, welche den Bedingungen ihres<br />
Materials ebensosehr nachkommt, als sie den Forderungen bestimmter<br />
Kunstgattungen und deren aus dem Begriff der<br />
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Sache herfließen den Gesetzen durchgängig entspricht . Der Mangel<br />
an Stil in dieser weiteren Wortbedeutung ist dann entweder das Unvermögen,<br />
sich eine solche in sich selbst notwendige Darstellungsweise<br />
aneignen zu können, oder die subjektive Willkür, statt des Gesetzmäßigen<br />
nur der eigenen Beliebigkeit freien Lauf zu lassen und<br />
eine schlechte Manier an die Stelle zu setzen. Deshalb ist es auch,<br />
19 Siehe Fn. 1, S. 145<br />
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