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Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger

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Begriff und sinkt unter das Apriori von Kunst herab. In der Kunst sind<br />

relative Werturteile, Berufung auf Billigkeit, Geltenlassen von halb<br />

Gelungenem, alle Excusen des gesunden Menschenverstands, auch<br />

der Humanität, schief: ihre Nachsicht schadet dem Kunstwerk, indem<br />

sie stillschweigend seinen Wahrheitsanspruch kassiert. Solange die<br />

Grenze der Kunst gegen die Realität nicht verwaschen ist, frevelt an<br />

jener die unabdingbar aus der Realität transplantierte Toleranz für<br />

schlechte Gebilde.<br />

Mit Grund sagen, warum ein Kunstwerk schön, warum es wahr,<br />

stirmmig, legitimiert sei, hieße aber selbst dann nicht, auf seine<br />

/247/<br />

allgemeinen Begriffe es abzuziehen, wenn diese Operation, wie Kant<br />

es ersehnt und bestreitet, möglich wäre. In jedem Kunstwerk, nicht<br />

erst in der Aporie der reflektierenden Urteilskraft, schürzt sich der<br />

Knoten von Allgemeinem und Besonderem. Kants Einsicht nähert<br />

sich dem mit der Bestimmung des Schönen als dessen, »was ohne<br />

Begriff allgemein gefällt«. 46 Solche Allgemeinheit ist, trotz Kants verzweifelter<br />

Anstrengung, von Notwendigkeit nicht zu sondern; daß<br />

etwas >allgemein gefällt< ist äquivalent dem Urteil, daß es einem<br />

jeden gefallen müsse, sonst einzig eine empirische Konstatierung.<br />

Allgemeinheit und implizite Notwendigkeit bleiben jedoch unabdingbar<br />

Begriffe, und deren Kantische Einheit, das Gefallen, ist dem<br />

Kunstwerk äußerlich. Die Forderung der Subsumtion unter eine<br />

Merkmaleinheit vergeht sich gegen jene Idee des Begreifens von<br />

innen her, die durch den Zweckbegriff in beiden Teilen der Kritik der<br />

Urteilskraft das klassifikatorische, der Erkenntnis des Gegenstands<br />

von innen nachdrücklich absagende Verfahren der >theoretischen

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