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Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger

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die Funktion Autor keineswegs konstant in ihrer Form, in ihrer Komplexität<br />

oder gar in ihrem Vorhandensein bleiben - ganz im Gegenteil.<br />

Man kann sich eine Kultur vorstellen, in der Diskurse verbreitet oder<br />

rezipiert würden, ohne daß die Funktion Autor jemals erschiene.<br />

Ganz gleich welchen Status, welche Form und welchen Wert ein Diskurs<br />

hätte und welche Behandlung man ihm angedeihen ließe, alle<br />

würden sich in der Namenlosigkeit des Gemurmels entrollen. Folgende<br />

so lange wiedergekäute Fragen würde man nicht mehr hören:<br />

»Wer hat eigentlich gesprochen? Ist das auch er und kein anderer?<br />

Mit welcher Authentizität oder welcher Originalität? Und was hat er<br />

vom Tiefsten seiner selbst in seiner Rede ausgedrückt?« Dafür wird<br />

man andere hören: »Welche Existenzbedingungen hat dieser Diskurs?<br />

Von woher kommt er? Wie kann er sich verbreiten, wer kann<br />

ihn sich aneignen? Wie sind die Stellen für mögliche Stoffe verteilt?«<br />

Und hinter all diesen Fragen würde man kaum mehr als das gleichgültige<br />

Geräusch hören: »Wen kümmert's, wer spricht?« *<br />

* Das mehrfach erwähnte Werk von Foucault Les Mots et les Choses liegt<br />

auf Deutsch unter dem Titel Die Ordnung der Dinge νοr<br />

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