Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
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stattfinden soll, von der er nicht abstrahieren kann, ohne sich selber<br />
aufzuheben, absolut abhängig, so daß er weder als Vereinendes,<br />
noch als Entgegensetzendes sich selber seinen Akt erkennt. In diesem<br />
Falle kann er sich wieder nicht erkennen, als identisch, weil die<br />
verschiedenen Akte, in denen er sich findet, nicht seine Akte sind. Er<br />
kann<br />
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sich gar nicht erkennen, er ist kein Unterscheidbares, seine Sphäre<br />
ist es, in der er sich mechanisch so verhält. Aber wenn er nun auch<br />
als identisch mit dieser sich setzen wollte, den Widerstreit des Lebens<br />
und der Personalität, den er immer zu vereinigen und in Einem<br />
zu erkennen strebt und streben muß, in höchster Innigkeit auflösen,<br />
so hilft es nichts, insofern er sich so in seiner Sphäre verhält, daß er<br />
nicht von ihr abstrahieren kann, denn er kann sich ebendeswegen<br />
nur in Extremen von Gegensätzen des Unterscheidens und Vereinens<br />
erkennen, weil er zu innig in seiner Sphäre lebt.<br />
Der Mensch sucht also in einem zu subjektiven Zustande, wie in einem<br />
zu objektiven vergebens seine Bestimmung zu erreichen, welche<br />
darin besteht, daß er sich als Einheit in Göttlichem-<br />
Harmonischentgegengesetztem enthalte 'so wie umgekehrt, das<br />
Göttliche, Einige, Harmonischentgegengesetzte, in sich, als Einheit<br />
enthalten erkenne. Denn dies ist allein in schöner heiliger, göttlicher<br />
Empfindung möglich, in einer Empfindung, welche darum schön ist,<br />
weil sie weder bloß angenehm und glücklich, noch bloß erhaben und<br />
stark, noch bloß einig und ruhig, sondern alles zugleich ist, und allein<br />
sein kann, in einer Empfindung, welche darum heilig ist, weil sie weder<br />
bloß uneigennützig ihrem Objekte hingegeben, noch bloß<br />
uneigennützig auf ihrem innern Grunde ruhend, noch bloß<br />
uneigennützig zwischen ihrem innern Grunde und ihrem Objekte<br />
schwebend, sondern alles zugleich ist und allein sein kann, in einer<br />
Empfindung, welche darum göttlich ist, weil sie weder bloßes<br />
Bewußtsein, bloße Reflexion (subjektive, oder objektive,) mit Verlust<br />
des innern und äußern Lebens noch bloßes Streben (subjektiv oder<br />
objektiv bestimmtes) mit Verlust der innern und äußern Harmonie,<br />
noch bloße Harmonie, wie die intellektuale Anschauung und ihr<br />
mythisches bildliches Subjekt, Objekt, mit Verlust des Bewußtseins,<br />
und der Einheit, sondern weil sie alles dies zugleich ist, und allein<br />
sein kann, in einer Empfindung, welche darum transzendental ist und<br />
dies allein sein kann, weil sie in Vereinigung und Wechselwir kung<br />
der genannten<br />
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Eigenschaften weder zu angenehm und sinnlich, noch zu energisch<br />
und wild, noch zu innig und schwärmerisch, weder zu uneigennützig,<br />
d.h. zu selbstvergessen ihrem Objekte hingegeben, noch zu uneigennützig,<br />
d.h. zu eigenmächtig auf ihrem innern Grunde ruhend,<br />
noch zu eigennützig, d.h. zu unentschieden, und leer und unbestimmt<br />
zwischen ihrem innern Grunde und ihrem Objekte schwebend, weder<br />
zu reflektiert, sich ihrer zu bewußt, zu scharf und ebendeswegen ih-<br />
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