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Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger

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Ahndungen, die auch ihre Zeit haben müssen, über sich selbst hinausgeht,<br />

und in der ganzen Unendlichkeit sich wiederfindet, d.h.<br />

durch die stofflose reine Stimmung, gleichsam durch den Widerklang<br />

der ursprünglichen lebendigen Empfindung, den sie gewann und gewinnen<br />

konnte, durch die gesamte Wirkung aller innerlichen Versuche,<br />

durch diese höhere göttliche Empfänglichkeit ihres ganzen innern<br />

und äußern Lebens mächtig und inne wird. In eben diesem<br />

/273/<br />

Augenblicke, wo sich die ursprüngliche lebendige, nun zur reinen<br />

eines Unendlichen empfänglichen Stimmung geläuterte Empfindung,<br />

als Unendliches im Unendlichen, als geistiges Ganze im lebendigen<br />

Ganzen befindet, in diesem Augenblicke ist es, wo man sagen kann,<br />

daß die Sprache geahndet wird, und wenn nun wie in der ursprünglichen<br />

Empfindung eine Reflexion erfolgt, so ist sie nicht mehr auflösend<br />

und verallgemeinernd, verteilend, und ausbildend, bis zur bloßen<br />

Stimmung, sie gibt dem Herzen alles wieder, was sie ihm nahm,<br />

sie ist belebende Kunst, wie sie zuvor vergeistigende Kunst war, und<br />

mit einem Zauberschlage um den andern ruft sie das verlorene Leben<br />

schöner hervor, bis es wieder so ganz sich fühlt, wie es sich ursprünglich<br />

fühlte. Und wenn es der Gang und die Bestimmung des<br />

Lebens überhaupt ist, aus der ursprünglichen Einfalt sich zur höchsten<br />

Form zu bilden, wo dem Menschen ebendeswegen das unendliche<br />

Leben gegenwärtig ist, und wo er als das abstrakteste alles nur<br />

um so inniger aufnimmt, dann aus dieser höchsten Entgegensetzung<br />

und Vereinigung des Lebendigen und Geistigen, des formalen und<br />

des materialen Subjekt-Objekts, dem Geistigen sein Leben, dem Lebendigen<br />

seine Gestalt, dem Menschen seine Liebe und sein Herz<br />

und seiner Welt den Dank wiederzubringen, und endlich nach erfüllter<br />

Ahndung, und Hoffnung, wenn nämlich in der Äußerung jener höchste<br />

Punkt der Bildung, die höchste Form im höchsten Leben vorhanden<br />

war, und nicht bloß an sich selbst, wie im Anfang der eigentlichen<br />

Äußerung, noch im Streben, wie im Fortgang derselben, wo die<br />

Äußerung das Leben aus dem Geiste und aus dem Leben den Geist<br />

hervorruft, sondern wo sie das ursprüngliche Leben in der höchsten<br />

Form gefunden hat, wo Geist und Leben auf beiden Seiten gleich ist,<br />

und ihren Fund, das Unendliche im Unendlichen, erkennt, nach dieser<br />

letzten und dritten Vollendung, die nicht bloß ursprüngliche Einfalt,<br />

des Herzens und Lebens, wo sich der Mensch unbefangen als in<br />

einer beschränkten Unendlichkeit fühlt, auch nicht bloß errungene<br />

Einfalt des Geistes,<br />

/274/<br />

wo eben jene Empfindung, zur reinen formalen Stimmung ge läutert,<br />

die ganze Unendlichkeit des Lebens aufnimmt (und Ideal ist), sondern<br />

die aus dem unendlichen Leben wiederbelebter Geist, nicht<br />

Glück, nicht Ideal, sondern gelungenes Werk, und Schöpfung ist, und<br />

nur in der Äußerung gefunden werden und außerhalb der Äußerung<br />

nur in dem aus ihrer bestimmten ursprünglichen Empfindung hervorgegangenen<br />

Ideale gehofft werden kann, wie endlich nach dieser<br />

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