Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
Geniebegriffe - Hans-Joachim Lenger
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ahndungen, die auch ihre Zeit haben müssen, über sich selbst hinausgeht,<br />
und in der ganzen Unendlichkeit sich wiederfindet, d.h.<br />
durch die stofflose reine Stimmung, gleichsam durch den Widerklang<br />
der ursprünglichen lebendigen Empfindung, den sie gewann und gewinnen<br />
konnte, durch die gesamte Wirkung aller innerlichen Versuche,<br />
durch diese höhere göttliche Empfänglichkeit ihres ganzen innern<br />
und äußern Lebens mächtig und inne wird. In eben diesem<br />
/273/<br />
Augenblicke, wo sich die ursprüngliche lebendige, nun zur reinen<br />
eines Unendlichen empfänglichen Stimmung geläuterte Empfindung,<br />
als Unendliches im Unendlichen, als geistiges Ganze im lebendigen<br />
Ganzen befindet, in diesem Augenblicke ist es, wo man sagen kann,<br />
daß die Sprache geahndet wird, und wenn nun wie in der ursprünglichen<br />
Empfindung eine Reflexion erfolgt, so ist sie nicht mehr auflösend<br />
und verallgemeinernd, verteilend, und ausbildend, bis zur bloßen<br />
Stimmung, sie gibt dem Herzen alles wieder, was sie ihm nahm,<br />
sie ist belebende Kunst, wie sie zuvor vergeistigende Kunst war, und<br />
mit einem Zauberschlage um den andern ruft sie das verlorene Leben<br />
schöner hervor, bis es wieder so ganz sich fühlt, wie es sich ursprünglich<br />
fühlte. Und wenn es der Gang und die Bestimmung des<br />
Lebens überhaupt ist, aus der ursprünglichen Einfalt sich zur höchsten<br />
Form zu bilden, wo dem Menschen ebendeswegen das unendliche<br />
Leben gegenwärtig ist, und wo er als das abstrakteste alles nur<br />
um so inniger aufnimmt, dann aus dieser höchsten Entgegensetzung<br />
und Vereinigung des Lebendigen und Geistigen, des formalen und<br />
des materialen Subjekt-Objekts, dem Geistigen sein Leben, dem Lebendigen<br />
seine Gestalt, dem Menschen seine Liebe und sein Herz<br />
und seiner Welt den Dank wiederzubringen, und endlich nach erfüllter<br />
Ahndung, und Hoffnung, wenn nämlich in der Äußerung jener höchste<br />
Punkt der Bildung, die höchste Form im höchsten Leben vorhanden<br />
war, und nicht bloß an sich selbst, wie im Anfang der eigentlichen<br />
Äußerung, noch im Streben, wie im Fortgang derselben, wo die<br />
Äußerung das Leben aus dem Geiste und aus dem Leben den Geist<br />
hervorruft, sondern wo sie das ursprüngliche Leben in der höchsten<br />
Form gefunden hat, wo Geist und Leben auf beiden Seiten gleich ist,<br />
und ihren Fund, das Unendliche im Unendlichen, erkennt, nach dieser<br />
letzten und dritten Vollendung, die nicht bloß ursprüngliche Einfalt,<br />
des Herzens und Lebens, wo sich der Mensch unbefangen als in<br />
einer beschränkten Unendlichkeit fühlt, auch nicht bloß errungene<br />
Einfalt des Geistes,<br />
/274/<br />
wo eben jene Empfindung, zur reinen formalen Stimmung ge läutert,<br />
die ganze Unendlichkeit des Lebens aufnimmt (und Ideal ist), sondern<br />
die aus dem unendlichen Leben wiederbelebter Geist, nicht<br />
Glück, nicht Ideal, sondern gelungenes Werk, und Schöpfung ist, und<br />
nur in der Äußerung gefunden werden und außerhalb der Äußerung<br />
nur in dem aus ihrer bestimmten ursprünglichen Empfindung hervorgegangenen<br />
Ideale gehofft werden kann, wie endlich nach dieser<br />
51