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Protektive Faktoren gegen Sekundäre Traumatisierung für ...

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ücken. Er plädiert außerdem <strong>für</strong> eine therapeutische Haltung der Präsenz, die<br />

eher durch direkte Antworten als durch Neutralität und Abstinenz gekennzeichnet<br />

sind. Er begründet diese damit, dass gerade bei traumatisierten Menschen häufig<br />

die Persönlichkeits- und Ich-Funktionen nachhaltig beeinträchtigt sind. Dieser<br />

Zustand kann sich zu einem starken Bedürfnis nach unmittelbarer Rückmeldung<br />

und Unmittelbarkeit formen. Eine abstinente Therapeutenhaltung könne daher im<br />

Einzelfall eher zu einer traumatisierenden Interaktion führen, von der sowohl<br />

Patientin wie auch Therapeutin Schaden nehmen. Einen weiteren Schwerpunkt<br />

setzt er auf die Bedeutung von Grenzen. Weber hält es <strong>für</strong> nicht förderlich, wenn<br />

die Therapeutin sich in die Rolle des Aushaltens begibt und sieht darin eher ein<br />

schwaches Modell <strong>für</strong> Ich-Funktionen und Grenzen. Vielmehr sieht er die<br />

Therapeutin in der Verantwortung, <strong>für</strong> eine Begrenzung des Leidens und<br />

Aushaltens zu sorgen, weil gerade dies die Patientinnen häufig nicht mehr<br />

können. Er hält persönliche Äußerungen wie „Das ist kaum zu ertragen, was Sie<br />

da gerade erzählen“ <strong>für</strong> erlaubt, wenn nicht sogar methodisch ausdrücklich <strong>für</strong><br />

geboten. Diese Vorstellung steht im Widerspruch zu der üblichen geforderten<br />

Therapeutenhaltung der leeren Projektionsfläche, kann aber auch <strong>für</strong> die<br />

Gesundheit der Therapeutin eine wichtige und schützende Haltung sein. Weitere<br />

Schutzmechanismen sieht Weber in der eigenen Entlastung durch Supervision,<br />

Intervision, professioneller Bescheidenheit sowie ausgleichenden Tätigkeiten wie<br />

z.B. die Behandlung nichttraumatischer Patientinnen oder Forschung und Lehre.<br />

Als letzten Punkt erwähnt Weber auch die Hinwendung in der Therapie zum<br />

Leben und zur Weiterentwicklung, statt einer Konzentration auf die traumatischen<br />

Ereignisse im Leben der Patientinnen. Auch dies würde letztlich die Belastung,<br />

die auf die Therapeutinnen einwirkt, verringern.<br />

Ralf Webers Ausführungen werden hier so ausführlich beschrieben, weil sie<br />

gerade aufgrund des gestalttherapeutischen Hintergrunds eine Sonderstellung in<br />

der Landschaft der Traumaliteratur darstellen. Er benutzt ein anderes Vokabular<br />

und andere therapeutische Konzepte in seiner Argumentation als das Gros der<br />

Schriften in diesem Bereich. Daher beziehen sich die vorgestellten Ressourcen<br />

und Strategien zum Schutz vor Sekundärtraumatisierung eher auf typisch<br />

gestalttherapeutische Kategorien und haben einen starken Fokus auf Kontakt,<br />

Grenzen und Authentizität. Dies weist eine andere Perspektive auf als sie die<br />

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