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Protektive Faktoren gegen Sekundäre Traumatisierung für ...

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In diesem Zitat wird deutlich, dass man es im psychotherapeutischen Umgang<br />

mit Folter mit Extremen zu tun hat, sodass Polarisierungen vorprogrammiert<br />

erscheinen. Menschen, die Folter ausgesetzt waren, haben diese von<br />

Menschenhand erfahren. Ein Problem, das bei der Psychotherapie mit<br />

Betroffenen entstehen kann, wird bei Lansen weiter angesprochen: „Wir gehören<br />

derselben Gattung Mensch an wie die Folterer; sie sind keine Teufel, und wir sind<br />

keine Engel. Der totale Gegensatz ist dadurch entstanden, daß sie den<br />

Mitmenschen teuflisch „behandelt“ haben, während wir da<strong>gegen</strong> versuchen, uns<br />

nach einem ethischen Gebot zu richten“ (ebd., S.253-254). Dies kann zu<br />

schwierigen interaktionellen Aspekten wie starkes Misstrauen oder<br />

Übertragungen führen.<br />

Außerdem ist die Arbeit mit Kriegs- und Folterüberlebenden immer in soziale und<br />

politische Umstände eingebettet, die sich unweigerlich auf den Therapieprozess,<br />

die Therapieziele wie auch auf die möglichen Therapieerfolge auswirken. Die<br />

politischen Hintergründe, häufig Kriegsverläufe im Heimatland, die<br />

Fluchterfahrung der Betroffenen, der häufig unsichere Aufenthaltsstatus im<br />

Aufnahmeland sind zentrale <strong>Faktoren</strong>, die unmittelbar auf das<br />

Therapiegeschehen einwirken. Der gesellschaftspolitische Kontext von Folter<br />

besteht nicht nur aus Diktaturen, die Folter gezielt einsetzen. Zu diesem Kontext<br />

gehören auch diejenigen Staaten, die dies unterstützen, dulden oder<br />

folterüberlebende Flüchtlinge nicht aufnehmen. Folter ist nicht eine zufällige<br />

Folge von Gewalt, sondern eine gezielte und politisch gewollte Tat, um ihre Opfer<br />

in extreme Ohnmacht zu bringen und maximalen Schmerz zuzufügen. Angelika<br />

Birck vom Berliner Behandlungszentrum <strong>für</strong> Folteropfer dazu:<br />

Das Erhalten einer Aussage ist bloß vordergründiges Ziel der Folterungen.<br />

Gefoltert wird auch, nachdem die Informationen längst bekannt geworden<br />

sind. Geständnisse unter Folter sind mehr als die Preisgabe von<br />

Informationen und der Verrat von Menschen: Zu gestehen beinhaltet, den<br />

Folterer als Herrscher anzuerkennen. Im Geständnis bricht der letzte<br />

Widerstand. Unter der Folter nicht zu sprechen ist die letzte Möglichkeit,<br />

um die eigenen Grenzen und die eigene Identität zu wahren. Die Folterer<br />

versuchen gezielt, diesen Widerstand zu brechen, um damit das Erleben<br />

von Identität zu zerstören. Deshalb geht die totale Demütigung und<br />

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