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Protektive Faktoren gegen Sekundäre Traumatisierung für ...

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1. Einleitung<br />

Häufig wenn ich nach meinen Vorstellungen gefragt werde, wie meine berufliche<br />

Zukunft aussehen soll, erwidere ich, dass ich Psychotherapeutin werden möchte,<br />

und dass mich derzeit besonders interessiert, welche Therapiemöglichkeiten es<br />

<strong>für</strong> Menschen mit Kriegs- und Gewalterfahrung wie etwa Folter gibt, und mit<br />

welchen realistischen Heilungschancen man in diesem Gebiet rechnen kann. Die<br />

erste Reaktion von Gesprächspartnern lautet meist „Das könnte ich nicht!“ oder<br />

“Das stelle ich mir sehr belastend vor!“ oder „Wie soll man das aushalten?“. Auch<br />

ich habe mich häufig gefragt, wie es sich wohl auf die psychische Gesundheit<br />

von Helferinnen 1 auswirkt, immer wieder mit schlimmsten menschlichen<br />

Schicksalen konfrontiert zu sein, die <strong>für</strong> die Betroffenen häufig so unerträglich<br />

sind, dass sie nicht einmal mehr in Sprache gefasst werden können.<br />

Von Menschenhand herbeigeführte Gewalt wie Krieg, Terror, systematische<br />

Menschenrechtsverletzungen, politisch motivierte Verfolgung und Folter sind in<br />

weiten Teilen der Welt tägliche Realität, wenngleich dies in den westlichen<br />

wohlhabenden Ländern immer wieder der Erinnerung bedarf. Zwar glauben viele,<br />

die moderne Zivilisation könne zumindest roheste Gewalt und ärgste Barbarei<br />

überwinden, doch ist es nicht lange her, dass auch in Westeuropa unfassbare<br />

Brutalität, Massenmord und totale Zerstörung an der Tagesordnung lagen. Und<br />

tägliche Nachrichten aus aller Welt zeigen uns, wie leicht der Rückfall in die<br />

Barbarei fällt, in der jene unheimlichen Schattenseiten des Menschseins zum<br />

Vorschein kommen, und wie dies jederzeit und überall möglich ist (Maier 2007,<br />

Gurris 2005).<br />

Die nord- und westeuropäischen Länder sind Aufnahmeländer <strong>für</strong> viele<br />

Flüchtlinge, die in ihren Ursprungsländern aufgrund von politischen, religiösen,<br />

ethnischen oder geschlechtsspezifischen Gründen verfolgt, misshandelt,<br />

vergewaltigt oder gefoltert wurden. Dies führt dazu, dass aufgrund dieser<br />

weltweiten Migrationsbewegungen hundertausende Opfer und Überlebende<br />

schwerster Gewalt und Menschenrechtsverletzungen unter uns leben (Amnesty<br />

1 Zur besseren Lesbarkeit wird im vorliegenden Text auf die simultane Verwendung der<br />

weiblichen und männlichen Sprachform verzichtet. In Bezug auf Studien zur mentalen<br />

Repräsentation (Heise 2003, Madson & Shoda 2006) wird hier die weibliche Form benutzt, die<br />

männliche ist dabei jeweils mitzudenken.<br />

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