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Protektive Faktoren gegen Sekundäre Traumatisierung für ...

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Dieses Verständnis von Trauma erlaubt uns statt auf ein Ereignis und dessen<br />

Konsequenzen auf einen Prozess zu schauen. Es gibt den Blick frei darauf, dass<br />

wir es bei Überlebenden von Krieg und Folter nicht mit einer bestimmten Anzahl<br />

von Symptomen und Situationen zu tun haben, sondern mit spezifischen<br />

historischen und gesellschaftlichen Prozessen, die im Blickfeld behalten werden<br />

müssen und die je spezifisch auf eine Psychotherapie einwirken (vgl. dazu auch<br />

Becker 2006).<br />

Zu den genannten Schwierigkeiten kommen in der konkreten<br />

psychotherapeutischen Situation weitere hinzu. So gilt es mit kulturellen<br />

Unterschieden und Sprachbarrieren umzugehen. Viele Psychotherapien mit<br />

Überlebenden von Folter wären nicht möglich ohne die Vermittlung durch<br />

Dolmetscherinnen. Dies erfordert ganz bestimmte Qualifikationen an die<br />

Dolmetscherinnen. Die reine Kenntnis der Sprache reicht häufig nicht aus,<br />

sondern die Dolmetscherin muss auch über kulturelles Hintergrundwissen des<br />

Ursprungs- und des Gastlandes verfügen und nicht selten als kulturelle<br />

Dolmetscherin fungieren. Gleichzeitig muss die Dolmetscherin sich mit<br />

psychischen Störungen sowie den Gesundheitssystemen in beiden Ländern gut<br />

auskennen. Zu beachten ist außerdem, dass sich durch die Triade Klientin-<br />

Dolmetscherin-Therapeutin eine andere Beziehungsdynamik entfaltet als dies bei<br />

der typischen dyadischen therapeutischen Beziehung der Fall ist (Morina 2007;<br />

Sejdijaj 2002).<br />

Die Tatsache, dass Flüchtlinge mit unsicherem Aufenthaltsstatus meist von der<br />

medizinischen Regelversorgung ausgeschlossen sind, aber mit massiven<br />

Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben, hat dazu geführt, dass sich in mehr<br />

und mehr europäischen Großstädten spezialisierte Einrichtungen gebildet haben.<br />

Diese begeben sich mit ihrer Aufgabe in eine Sphäre, die ein gesellschaftliches<br />

Tabu anrührt. Pross (2006) beschreibt eindrücklich wie dieser ‚Sonderstatus‘,<br />

gekoppelt mit niedriger sozialer Anerkennung und nicht selten instabilen<br />

finanziellen Ressourcen <strong>für</strong> die Therapeutinnen eine zusätzliche Belastung<br />

darstellen kann. Die so errichteten Hilfsangebote an Flüchtlinge mit Kriegs- und<br />

Foltererfahrungen sind meist interdisziplinär ausgerichtet, mit Teams aus<br />

Ärztinnen, Psychotherapeutinnen, Sozialarbeiterinnen, Physiotherapeutinnen,<br />

Kunst-, Musik- und Bewegungstherapeutinnen, sowie teils auch mit<br />

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