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Protektive Faktoren gegen Sekundäre Traumatisierung für ...

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therapeutischen Prozess einfließen werden und innerhalb der Therapie den<br />

Rückgriff auf Ressourcen erschweren.<br />

Folter führt zu schweren körperlichen Schäden und erhöht das Risiko <strong>für</strong><br />

langfristige psychische Erkrankungen. Besonders häufig tritt die Diagnose der<br />

Posttraumatischen Belastungsstörung auf, aber auch Angsterkrankungen,<br />

Depressionen, somatoforme und dissoziative Störungen und andere (Birck<br />

2002). Flüchtlinge ohne geregelten Aufenthaltsstatus haben kaum Zugang zur<br />

medizinischen Regelversorgung, so dass schwere und chronische Erkrankungen<br />

teils über Jahre unbehandelt bleiben.<br />

All diese Zusammenhänge sprengen häufig den Rahmen üblicher<br />

Diagnosestellung nach vorgegebenen Diagnosekriterien (ICD-10 oder DSM-IV)<br />

und erfordern ein Überdenken des gängigen Traumabegriffes. In den üblichen<br />

Klassifikationssystemen wird ein Trauma als ein punktuelles Ereignis gesehen,<br />

das in der Vergangenheit bei einem bestimmten Zeitpunkt oder auch mehreren<br />

liegt, aber immer zeitlich begrenzt ist. Es wird also davon ausgegangen, dass das<br />

traumatische Ereignis selbst ein Ende habe und sich danach - also<br />

‚posttraumatisch‘ - Reaktionen und Symptome einstellen, die Krankheitscharakter<br />

haben. Dieses konzeptionelle Problem wird auch bei Judith Herman’s Vorschlag<br />

der „Complex PTSD“ 3 nicht gelöst, das von ihr entwickelt wurde, um eine<br />

komplexe Form der Traumafolgestörung bei Überlebenden von langfristigem<br />

oder wiederholtem Trauma zu beschreiben. Hilfeicher ist hier ein<br />

Prozessverständnis wie bei Fischer und Riedesser (2009) und Hans Keilson<br />

(1979).<br />

Fischer und Riedesser (2009) definieren eine traumatische Erfahrung als ein<br />

„vitales Diskrepanzerleben zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den<br />

individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen der Hilfslosigkeit und<br />

schutzoser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von<br />

Selbst- und Weltverständnis bewirkt“ (Fischer & Riedesser 2009, S. 84). Nach<br />

ihrem ökologisch-dialektischen Verlaufsmodell setzt nach der unmittelbaren<br />

3 Das Konzept der komplexen PTBS wurde in Vorbereitung der DSM-IV-Klassifikation durch eine<br />

Expertengruppe um Herman und van der Kolk unter dem Akronym DESNOS (Disorders of<br />

Extreme Stress Not Otherwise Specified) anstelle der Kategorie Borderline-<br />

Persönlichkeitsstörung vorgeschlagen. Es wurde nicht aufgenommen, hat aber Einzug in<br />

wissenschaftliche Diskurse erhalten (Sachsse & Sack 2011).<br />

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