1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Reichs-Arbeitsgemeinschaft deutscher Föderalisten versucht hatte, in<br />
den dreißiger Jahren bereits eine Abtrennung der westlichen von den<br />
östlichen Landesteilen zu erreichen.<br />
Eugen Gerstenmaier und Theodor Steltzer aus jenem Kreisauer Kreis<br />
wurden zu außenpolitischen Beratern Adenauers, ein Hans Lukaschek<br />
zum Minister für Vertriebene (das musste dann schon der Richtige<br />
machen), und auch ein Ludwig Erhard, der Vordenker des Wirtschaftswunders,<br />
hatte seine Empfehlung für einen Beraterjob bei Adenauer<br />
vom ehemaligen Oberbürgermeister von Leipzig, dem Kopf des zivilen<br />
Widerstandes, Carl Friedrich Goerdeler, persönlich. Adenauer hatte in<br />
Vorbereitung des Staatsstreiches mit Carl Goerdeler Kontakt, und nach<br />
dem Attentat wurde Adenauers Frau gefoltert, weil die Gestapo das<br />
Versteck ihres Mannes herausbekommen wollte. Das wollen Sie sich<br />
ganz bestimmt nicht vorstellen. Und anschließend war der neunundsechzigjährige<br />
Mann nach 1934 erneut und diesmal ein halbes Jahr in<br />
Haft. Frau Adenauer hat damals versucht, sich das Leben zu nehmen.<br />
Sie starb kurz nach dem Krieg. Wollen Sie sich die Gefühle vorstellen,<br />
die der alte Mann den Deutschen gegenüber hatte? Von der Maas bis<br />
an die Memel alle auf den Mond schießen. Der hat die uferlose Sturheit<br />
der Altnazis lächelnd zum Werkzeug seiner Version von Demokratie<br />
gemacht. Franz J. Strauß sehe ich förmlich grinsen, als er brummte:<br />
„Man muss sich der nationalen Kräfte bedienen, auch wenn sie noch so<br />
reaktionär sind <strong>–</strong> mit Hilfstruppen darf man nicht zimperlich sein!“<br />
Konrad Adenauer wurde 1949 Kanzler der BRD, und Kurt Schumacher,<br />
der es bei einem anderen Wahlausgang geworden wäre, wurde wegen<br />
des Attentates 1944 auch wieder verhaftet. Der Wirtschaftsfachmann<br />
Ludwig Erhard von C. Goerdelers Gnaden wurde im Jahr 1963 Kanzler.<br />
Und welches Vorleben hatten andere Kanzler in Bonn am Rhein?<br />
Kurt Georg Kiesinger (NSDAP, später CDU) hatte an seinem Arbeitsplatz<br />
im Reichsaußenministerium „während seiner Tätigkeit in der<br />
rundfunkpolitischen Abteilung antijüdische Aktionen gehemmt und<br />
verhindert“. Es steht nicht in Frage, dass er <strong>1933</strong> in die NSDAP eintrat.<br />
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