1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
die beiden sowjetischen Staatschefs Jurij Andropow und Konstantin<br />
Tschernenko 1984 und 1985 in Moskau mit ihm über die „Widerstandsbewegung<br />
gegen Hitler, die Geschwister Scholl und andere“ sprechen<br />
wollte. Honecker wollte jedoch mit dem Bundeskanzler über ein Ende<br />
des Kalten Krieges sprechen. Honecker wurde selbstverständlich nicht<br />
Bundeskanzler; und Brandt blieb es nicht lange. Dass, wie bei Brandt,<br />
auch bei Genossen Honecker Agenten von der anderen Seite waren,<br />
fand man erst nach <strong>1990</strong> im Spiegel. Dr. Helmut Kohl war dann seit 1983<br />
Kanzler der BRD, und er blieb linientreu bis zum bitteren Ende und<br />
noch Monate danach: „Kohl hat, im Gegensatz zu anderen deutschen<br />
und ausländischen Akteuren und Analysten, lange Zeit nicht begreifen<br />
wollen, dass die deutsche Frage seit 1986 wieder offen war und eine<br />
operative Wiedervereinigungspolitik möglich gewesen wäre.“ Das ließ<br />
2005 der Politologe Ferdinand Kroh in dem Buch Wendemanöver gleich<br />
auf Seite 2 verlauten, und das Buch geht gut weiter. Ich bin gespannt,<br />
ob nach den Auswertungen wie der von Kroh die Gefahr gebannt wird,<br />
dass Kohl wegen der Vereinigung Europas der Friedensnobelpreis verliehen<br />
wird. Der Politologe setzte an dieser Stelle in Wendemanöver fort:<br />
„Helmut Kohl ignorierte 1987 und 1988 entsprechende Angebote von<br />
Gorbatschow und setzte sogar noch auf eine Konföderation, als der<br />
Zug <strong>–</strong> mit Gorbatschows Bonn-Besuch [im Sommer des Jahres] 1989 <strong>–</strong><br />
längst in Richtung deutscher Einheit abgefahren war.“<br />
Über den spektakulär vom Spieltisch gesetzten Bundeskanzler Brandt<br />
findet sich bei der mutigen Marion Gräfin Dönhoff dieser bitterböse<br />
Nachruf: „Wahrscheinlich haben Adenauer und Schmidt mehr für die<br />
Bundesrepublik geleistet als Willy Brandt. Aber wenn die zukünftigen<br />
Bürger dieses Landes von jenen vielleicht nur noch die Namen kennen<br />
werden, wird die Geschichte immer noch den Kniefall in Warschau zu<br />
berichten wissen. Denn das ist der Stoff, aus dem seit alters die Mythen<br />
und Legenden gewoben werden.“ Das war mit Bedacht formuliert, sie<br />
haben mehr getan für die Bundesrepublik. Nicht mehr und auch nicht<br />
weniger. Und folgerichtig hat Gräfin Dönhoff Willy Brandt in ihrem<br />
Buch Menschen, die wissen, worum es geht im Unterschied zu Helmut<br />
Schmidt kein Kapitel gewidmet. Der gute Willy Brandt merkte bis zum<br />
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