1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
dann hat sie ihren Zweck erfüllt. Damit wir uns auch wirklich richtig<br />
verstehen: Ich gehe hier nicht der These nach, ob vielleicht die Möglichkeit<br />
bestanden hat, die Vereinigung dieses Landes zwanzig Jahre<br />
früher zu erreichen. Ich lasse hier keinen Zweifel daran, dass es ohne<br />
die Zirkelei rund um die Außengrenzen <strong>Deutschland</strong>s keine Teilung<br />
Europas von Wismar an der Ostsee bis Triest an der Adria gegeben<br />
hätte. Diese Lösung wäre dann auch die Erklärung für die wiederholte<br />
Kehrtwende der natürlich vollkommen unabhängigen westdeutschen<br />
Medien, wie sie von dem britischen Historiker Timothy Garton Ash<br />
beschrieben wurde: „Zuerst, in den fünfziger Jahren, wurde die DDR<br />
dämonisiert. Dann, in den siebziger und achtziger Jahren, wurde sie<br />
zunehmend idealisiert. Schließlich, in den frühen neunziger Jahren,<br />
wurde sie wieder dämonisiert.“ Hoffentlich mit einem gottverdammt<br />
schlechten Gewissen. Timothy Ash setzte fort: „Ganz gewiss hatte sich<br />
die Art und Weise, wie die DDR ihre eigenen Bürger behandelte, weit<br />
weniger verändert als die Art und Weise, mit der die Bundesrepublik<br />
die DDR behandelte.“ Über den Autor heißt es vorn in diesem Buch:<br />
„Timothy Garton Ash, geboren 1955, ist Fellow am berühmten St. Antony’s<br />
College der Universität Oxford, <strong>1990</strong> erschien »Ein Jahrhundert<br />
wird abgewählt«, das 1991 zum »politischen Buch des Jahres« gewählt<br />
wurde.“<br />
Bevor auch ich in den Genuss der Lesefreiheit gelangte, hielt ich die<br />
ostdeutsche Darstellung, nach der die Spaltung dieses Landes vom<br />
Westen ausging, für eine Schutzbehauptung. Heute kann ich endlich<br />
lesen, wie Propaganda von der anderen Seite aussah. Das Ministerium<br />
für gesamtdeutsche Fragen gab ein Nachschlagewerk unter dem Titel<br />
Die SBZ von A bis Z <strong>–</strong> Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische<br />
Besatzungszone <strong>Deutschland</strong>s heraus, in dessen achter Auflage aus dem<br />
Jahre 1963 unter dem Stichwort „Spaltung und Wiedervereinigung<br />
<strong>Deutschland</strong>s“ ausgeführt wird: „Auf der Konferenz in Teheran (Ende<br />
1943) vereinbarten Roosevelt, Churchill und Stalin die Spaltung<br />
<strong>Deutschland</strong>s. In Jalta (Febr. <strong>1945</strong>) war ihnen diese Forderung gemeinsam.<br />
Im März verzichtete Stalin gleich Churchill darauf, die Sp[altung]<br />
zu verlangen. Stalin ließ <strong>–</strong> dem Buchstaben nach <strong>–</strong> die Sp. fallen, denn<br />
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