1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Historiker und US-Außenminister Henry A. Kissinger zusammen, was<br />
Washington daran hinderte, die Welt so zu gestalten, wie man sie sich<br />
gerne wünschte: „Der Mythos von der arglistigen und daher überlegenen<br />
ausländischen Diplomatie lebte bis in das 20. Jahrhundert weiter.<br />
Will Rogers konnte immer damit rechnen, die Lacher auf seiner Seite<br />
zu haben, wenn er seinen alten Witz machte: »Amerika hat niemals<br />
einen Krieg verloren und nie eine Konferenz gewonnen.« [William P.<br />
Rogers war unter Nixon der Vorgänger von Kissinger im Washingtoner<br />
Außenministerium.]<br />
So war Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts schlecht auf die Rolle<br />
vorbereitet, die es jetzt spielen sollte. Vergessen war die Staatskunst,<br />
mit der die Gründungsväter unsere Unabhängigkeit gewonnen hatten,<br />
verächtlich beiseite geschoben die Methoden, mit denen alle Nationen<br />
ihre Interessen wahren müssen. [...]<br />
Man betrachtete die Nachrichtendienste als unter unserer Würde,<br />
wenn nicht sogar als Bedrohung unserer Freiheiten.“ In Legacy of Ashes<br />
beschrieb Weiner im Detail, wie sich die guten Amerikaner anstellten,<br />
als sie mit ihrer CIA schließlich doch einen Auslandsgeheimdienst aus<br />
dem Boden gestampft hatten. Aber zurück zu Henry Kissinger und in<br />
die 1940er Jahre: „Der Zweite Weltkrieg dauerte schon eine ganze Zeit,<br />
bis wir durch einen Überraschungsangriff gegen amerikanischen Boden<br />
aus unserer Isolation aufgeschreckt wurden.<br />
Doch dann waren wir von der Idee des totalen Sieges so besessen, dass<br />
wir die Vorstellung verächtlich beiseite schoben, die Sicherheit der<br />
Nachkriegswelt könnte von irgendeinem Gleichgewicht der Kräfte abhängen.<br />
Deshalb waren wir über die politischen Entwicklungen nach<br />
dem Kriege sehr erstaunt.“<br />
„Die Vereinigten Staaten waren, ohne es zu wollen, zum Bewahrer des<br />
neuen Gleichgewichts geworden. Es ist das unbestrittene Verdienst<br />
jener Generation von Amerikanern, dass sie diese Verantwortung mit<br />
Energie, Ideenreichtum und Sachkenntnis übernommen hat.“ Klar. Mit<br />
Energie auf jeden Fall. Es kam in Gegenden der Welt zu Kriegen, von<br />
denen Europäer zuvor noch nie ein Wort gehört hatten. Unbestreitbar<br />
ein Verdienst der Amerikaner. Was andererseits die Sachkenntnis an-<br />
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