1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Der Aufbau der Parteien in West-<strong>Deutschland</strong><br />
Trotz der Wirren in diesen Monaten und trotz der existenziellen Nöte<br />
machten sich einige wackere Streiter unmittelbar nach dem Ende des<br />
Krieges stracks an den Aufbau einer neuen Parteienlandschaft. Wer ein<br />
öffentliches Amt bekleiden wollte, musste damals die Erlaubnis dafür<br />
von den Alliierten einholen, die dann Erkundigungen einzogen, welche<br />
Rolle die betreffende Person in der Nazi-Zeit gespielt hatte. Zumindest<br />
im Westen wurde auch in dieser Frage gern auf den Rat der Bekennenden<br />
Kirche gehört, was ihr einen gewissen Einfluss auf die weitere Entwicklung<br />
sicherte. Seit dem Frühjahr <strong>1945</strong> baute Dr. Kurt Schumacher<br />
in Hannover eine Ortsgruppe der SPD auf, „noch illegal, weil vorerst<br />
ohne Lizenz der Alliierten“. Für die folgenden zwanzig Jahre übernahm<br />
„die gemäßigte Linke in Gestalt der Sozialdemokratie unter Kurt<br />
Schumacher und Erich Ollenhauer den nationalen Part“ und versuchte<br />
„sich als Partei des Primats der deutschen Einheit zu profilieren“. Sind<br />
Sie wie ich eines jüngeren Baujahres, sollten Sie diesen Gedanken noch<br />
einmal lesen, denn dann haben Sie die SPD anders in Erinnerung. Am<br />
Rande: die SPD war ursprünglich 1869 in Eisenach im Großherzogtum<br />
Sachsen-Weimar gegründet worden.<br />
In diesen Monaten entstanden auch verschiedene Parteien, die später<br />
in der FDP aufgingen. Zu Pfingsten <strong>1945</strong> lud dann ein älterer Herr, ein<br />
gewisser Dr. Niemeyer, „ihm von früher her bekannte Liberale in seine<br />
Wohnung Wolfsbachweg 22 in Bredeney ein, um die Gründung einer<br />
liberalen Partei (Namensvorstellung »Liberaldemokratische Partei«)<br />
zu besprechen.“ In dieser ersten Runde saß auch Wolfgang Rubin, der<br />
dann 1967 den Startschuss zu einer Kampagne gab, die die FDP zur<br />
Avantgarde in der Frage der Anerkennung der DDR machte. Unter den<br />
Eingeladenen war auch der frisch gewählte Präses der Evangelischen<br />
Kirche in <strong>Deutschland</strong>, der Dr. Gustav Heinemann. „Da er während des<br />
Dritten Reiches im Bruderrat der Bekennenden Kirche aktiv gewesen<br />
war, wurde er nach <strong>1945</strong> Präses der Synode, sozusagen Parlamentspräsident<br />
der Evangelischen Kirche in <strong>Deutschland</strong> (EKD). [...] Die Kraft<br />
des Bekenntnisses und Engagements brachte in der Situation von <strong>1945</strong><br />
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