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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

Einem Philosophen, der wie Hegel den bestehenden Staat als das Endziel<br />

aller Geschichte hinstellte, wurde leidenschaftlich geglaubt. [...]<br />

Und in Tagen der Gefahr hieß es: »Ich kenne keine Parteien mehr <strong>–</strong><br />

ich kenne nur noch Deutsche.« Und später: »Ein Volk, ein Reich, ein<br />

Führer.« In dieser Reihenfolge. Die drei Begriffe wurden in eins<br />

gesetzt. Und es war der spätromantische, der wilhelminische und<br />

nationalsozialistische Reichsbegriff, der diese Gleichsetzung ermöglichte.<br />

Natürlich hoffte das Volk, dass der »Führer« tatsächlich von der<br />

»Vorsehung« ausersehen war, dass er gut war, dass er eine humane<br />

Ordnung herstellen würde. Hitler wurde nicht gewählt, weil er ein<br />

Verbrecher war und weil die Deutschen eine verbrecherische Diktatur<br />

wollten. Er wurde gewählt, weil ihnen die Auseinandersetzungen im<br />

Parlament fremd waren. Immer wieder hat Hitler in seinen Wahlreden<br />

die Parteien und die Parlamente lächerlich gemacht und verkündet, er<br />

werde dafür sorgen, dass der innere Streit aufhöre, dass jeder Volksgenosse<br />

von dem gleichen »vaterländischen« Geist durchdrungen werde.<br />

Und er fand Beifall. [...] Politik war für uns mehr eine Sache des Glaubens<br />

als der Vernunft. Und so waren wir anfällig für Ideologien und<br />

Personen, die uns das Heil versprachen. Dass die Kommunisten in<br />

<strong>Deutschland</strong> so besonders dogmatisch sind, kommt ja auch nicht von<br />

ungefähr.“ Wenn tatsächlich Harmonie das Grundübel der deutschen<br />

Geschichte war, dann standen die Deutschen nun vor der Aufgabe, die<br />

Harmonie <strong>–</strong> zum Wohle „<strong>Deutschland</strong>s“ <strong>–</strong> aus der Welt zu schaffen. Es<br />

war keine übermäßige Anstrengung nötig, um die vier Alliierten in<br />

zwei Blöcke zu zerlegen. Drei von ihnen waren westliche Demokratien,<br />

und ein alliierter Staat war die kommunistisch regierte Sowjetunion.<br />

Wenn es den Deutschen gelang, das Misstrauen in Amerika und in<br />

West-Europa gegen Stalins Reich mit vermeintlichen Fakten zu untermauern,<br />

ließ sich mit etwas Geschick <strong>Deutschland</strong> in zwei konträre<br />

Richtungen politisch und militärisch einbinden. Damit wir uns nicht<br />

falsch verstehen <strong>–</strong> meine Überlegungen machen den Kommunismus<br />

nicht besser und nicht schlechter, als er war. Ich will nur klären, dass<br />

es ihn ohne deutsches Zutun nicht über mehrere Jahrzehnte in ganz<br />

Osteuropa gegeben hätte. Wie kam es also letztlich zu den bekannten<br />

Feindseligkeiten zwischen den Westmächten und der Sowjetunion?<br />

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