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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

Die Weltmacht wider Willen und die beiden Supermächte<br />

Der britische Historiker Timothy Garton Ash formulierte eine weitere<br />

spannende Beobachtung in seinem Buch Im Namen Europas <strong>–</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

und der geteilte Kontinent: „Welche Art Macht war das vereinigte<br />

<strong>Deutschland</strong>? Während Nachbarn und Partner mit unklaren Begriffen<br />

wie »Vorherrschaft«, »Hegemonie«, »Dominanz« oder einfach »Führung«<br />

hantierten, war das Sortiment deutscher Selbstdefinitionen<br />

immer immens.“ Und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus: „Noch<br />

vor der Vereinigung hatte ein Historiker die Bundesrepublik bereits<br />

als »Weltmacht wider Willen« beschrieben.“ Das ist nicht schlecht als<br />

Selbstdefinition für ein augenscheinlich besetztes und geteiltes Land.<br />

Es ist aber nicht relevant, ob die BRD Weltmacht sein wollte oder ob<br />

nicht; durch die Umstände war sie eine. Nachdem Dr. Kohl sein Werk<br />

über sein Werk unter die Leserschar geworfen hatte, erinnerte nun Die<br />

Zeit an einen der großen Denker der Weltmacht Bonn: „Helmut Kohls<br />

Geschichte beginnt mit der Berufung auf den Lieblingsphilosophen,<br />

den der Kanzler wohl oder übel mit Helmut Schmidt teilt, Karl Raimund<br />

Popper: Geschichte sei nicht Schicksal, sondern machbar.“ Wohl<br />

oder übel, denn der eine stand für die CDU und der andere für die SPD.<br />

Natürlich war unsere Geschichte machbar, wenn man es verstand, die<br />

Gegebenheiten der Situation nach <strong>1945</strong> auszunutzen. Schon nach der<br />

Rückkehr Adenauers von der Londoner Neunmächtekonferenz Anfang<br />

Oktober 1954 hatte sich der Kanzler im Vorstand der CDU auf die Zeit<br />

gefreut, in der man auch in Moskau einen Botschafter haben würde,<br />

was ein Jahr später geschafft war: „Wir haben dann auch den Status<br />

wiedererrungen, den eine Großmacht haben muss. Wir können dann<br />

mit Fug und Recht sagen, dass wir wieder eine Großmacht geworden<br />

sind.“ Im Februar 1959 konnte Sebastian Haffner schon ungestraft in<br />

dem Londoner Blatt The Observer hinterlassen: „Heute ist Westdeutschland<br />

in jeder Hinsicht wieder eine Großmacht, nur in militärischer<br />

nicht, es ist Großbritannien und Frankreich gleichrangig.“<br />

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