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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

Dass die rührenden Bemühungen der Alliierten um Europa vergeblich<br />

blieben, muss nicht unbedingt erstaunen. Werner Weidenfeld verriet<br />

seinem interessierten Publikum nachträglich: „Unzweifelhaft verstand<br />

Konrad Adenauer sich besonders auf das taktische Spiel im politischen<br />

Prozess. Die Antizipation der Interessen des Gegenüber, das Arrangement<br />

von Verhandlungspaketen, das Jonglieren mit unterschiedlichen<br />

Argumentationssträngen <strong>–</strong> alles das fällt immer wieder ins Auge, wenn<br />

man den Politiker Adenauer genauer verfolgt. Nicht selten hätte [der<br />

große Theoretiker einer sterilen Machtpolitik] Machiavelli seine helle<br />

Freude an ihm gehabt.“ Erinnern Sie sich an Ex-Außenminister Walter<br />

Scheels Worte der Würdigung für Niccolò Machiavelli?<br />

Hören Sie sich auch diese Einschätzung eines von Werner Weidenfeld<br />

nicht namentlich genannten Kritikers von Kanzler Adenauer an, um<br />

ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Chance die siegreichen Sieger<br />

gegen die besiegten Deutschen in Bonn am Rhein hatten: „Mir schien<br />

er [Adenauer] <strong>–</strong> wie ein Schachmeister <strong>–</strong> seinem Gesprächspartner im<br />

Denken immer um zwei Züge voraus zu sein. Gepaart mit Geduld, war<br />

diese Überlegenheit gewiss ein Teil seines Erfolges.“ Da nun aber die<br />

Wiedervereinigung nicht in seine Amtszeit fiel, muss der Erfolg wohl<br />

am anderen Ende gesucht werden.<br />

Auch was das Verwaltungszentrum dieses Landes anging, standen die<br />

Auffassungen des „Alten aus Rhöndorf“, wie der spätere Kanzler gern<br />

genannt wurde, im Widerspruch zu den Vorstellungen der verehrten<br />

Siegermächte. Sie wollten, wie oben erwähnt, <strong>Deutschland</strong> und keinen<br />

Rheinbund von Berlin aus verwalten. Und er? Der Historiker Heinrich<br />

A. Winkler erkundete: „Doch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

häuften sich bei ihm nicht nur antipreußische Äußerungen, sondern<br />

auch klare Absagen an Berlin als neue deutsche Hauptstadt.<br />

Da »Asien« jetzt bis zur Elbe vorgerückt war, musste sich der westliche<br />

Teil <strong>Deutschland</strong>s fest mit dem Westen Europas verbinden.“ Berlin war<br />

aber gar nicht die neue, Berlin war die alte deutsche Hauptstadt. Wozu<br />

brauchte der Mann eigentlich in diesem Alter noch eine neue Hauptstadt?<br />

Dazu passt ganz ausgezeichnet Helmut Schmidts Einschätzung<br />

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