1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
ist es aber auch bedenklich, wenn die schmerzhaften Tritte, die zum<br />
Beispiel Helmut Kohl, Helmut Schmidt, und zuvor Politiker wie Kurt<br />
Schumacher oder Konrad Adenauer den Alliierten verpasst haben,<br />
nicht psychologisch analysiert wurden. Um <strong>Deutschland</strong> wieder zu<br />
vereinigen, benötigte man das Wohlwollen des Auslands. Was hätten<br />
die Deutschen denn mit ihrem ganz unflätigen Verhalten erreichen<br />
können, außer der dauerhaften Teilung <strong>Deutschland</strong>s, die die Teilung<br />
Europas nach sich zog? Ich begreife darüber hinaus auch nicht, warum<br />
es den Alliierten nicht zu denken gab, dass Konrad Adenauer schon<br />
immer signalisiert hatte, dass er an einer Wiedervereinigung in dem<br />
momentanen Moment immer gerade nicht interessiert war. Genauso<br />
unverständlich ist mir auch, dass es nicht aufhorchen ließ, als Bonn<br />
später im Alleingang anfing, das Wahlvolk zu überzeugen, man müsste<br />
auf einmal die DDR anerkennen. Die Alliierten hatten ausschließlich<br />
gefordert, dass hier die Außengrenzen von <strong>1945</strong> anerkannt werden.<br />
Die Regierungen in Westeuropa und in Amerika haben sich offensichtlich<br />
über vier Jahrzehnte um ein Ende der Teilung Europas bemüht,<br />
wobei sie Bonner Politiker immer wieder hinter geschlossenen Türen<br />
drängten, endlich in der Bevölkerung für die Anerkennung der Oder-<br />
Neiße-Grenze (und eben gerade nicht für die Anerkennung der DDR)<br />
zu werben. Die Formulierung der Premierministerin Großbritanniens,<br />
Margaret Thatcher, im Herbst 1989 (!), dass man Helmut Kohl nicht<br />
gewähren lassen dürfe, sonst schlucke er auch noch Österreich, macht<br />
deutlich, dass seit <strong>1945</strong> auch diese Grenze juristisch offen gelassen<br />
worden war. Die Moskauer Führung hatte sich im ureigenen Interesse<br />
fünfundvierzig Jahre lang um eine dauerhafte Lösung der deutschen<br />
Frage unter der Bedingung der Anerkennung der Nachkriegsgrenzen<br />
bemüht. Der Außenminister der Republik Frankreich, Roland Dumas,<br />
stellte noch bei einem Besuch in West-Berlin am 1. März <strong>1990</strong> (!) klar,<br />
dass einfache Erklärungen, „so feierlich sie auch seien“, niemandem<br />
genügen würden. „Wichtige Fragen wie die Anerkennung von Grenzen<br />
erforderten vertragliche Regelungen mit einer Ratifizierung.“ Wenn<br />
all das richtig überliefert ist, dann muss die Lösung des Rätsels, wie es<br />
zu einer so langen Teilung kam, wohl eher bei den Deutschen selbst zu<br />
finden sein. Und bei denen ereigneten sich Wunder über Wunder.<br />
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