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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> „etwa in den Grenzen des Reiches Karls des Großen wiederherzustellen“.<br />

Welches Horrorbild muss man im Ausland während<br />

des Weltkrieges von den Deutschen bekommen haben, dass man nach<br />

dem Vortrag derart unrealistischer, fast naiver Vorstellungen nicht<br />

einfach nur schallend gelacht hat.<br />

Viele der Flüchtlinge aus Schlesien, Pommern oder aus Ostpreußen<br />

ahnten auf ihren Fuhrwerken im Schnee <strong>1945</strong> vermutlich eher als die<br />

breite Öffentlichkeit, dass es eine Rückkehr in ihre Heimat nach dem<br />

Ostfeldzug nicht mehr geben würde. Dieser Eindruck wurde sicherlich<br />

nur verstärkt durch ihre ungnädige Aufnahme in den westlicheren<br />

Landesteilen, wo die Leute eigene und oft existenzielle Sorgen hatten<br />

und wohl eher keinen Enthusiasmus entwickelten für eine „Kriegsentscheidung<br />

östlich von <strong>Deutschland</strong>“, wie sie der SPD-Chef Schumacher<br />

am 17. September 1950 auf einer gemeinsamen Tagung der sozialdemokratischen<br />

Führungsgremien in Stuttgart forderte. Er begründete<br />

das so: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Volk zur Erhaltung<br />

fremder Nationalismen als nationale Substanz geopfert wird.“ Wenn es<br />

sich hierbei nicht um ein taktisches Manöver gehandelt haben soll,<br />

dann müsste man sich nachträglich Sorgen um Dr. Kurt Schumachers<br />

Verstand machen, hatte er doch die besonders nationalen Jahre in vier<br />

deutschen Konzentrationslagern verbracht und war immer wieder gefoltert<br />

worden. Doch es waren derartige Parolen, die bei manchen der<br />

Vertriebenen die Hoffnung weckten, es würde doch noch eine Lösung<br />

zu ihren Gunsten geben. Davon abgesehen denke ich, dass die Gefühle<br />

und Gedanken während der Folter, und bei Verwandten und Freunden<br />

das Mitgefühl, den Schlüssel für die Verlogenheit und Hinterlist liefert.<br />

So betrachtet werfen Texte wie der folgende von Sebastian Haffner die<br />

Frage auf, warum man in Ost und West nicht die tatsächliche Funktion<br />

der Grenzforderungen der Bundesregierungen in Bonn und ihre Bestätigung<br />

durch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe verstand:<br />

„Nicht alles ist heute in <strong>Deutschland</strong> so, wie es bei oberflächlicher Betrachtung<br />

der Dinge zu sein scheint. Die westliche Öffentlichkeit hat<br />

sich daran gewöhnt, die Politik der westlichen Integration mit der Bereitschaft<br />

der »guten« Deutschen zur friedlichen Kooperation und die<br />

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