1945 - Deutschland 1933 – 1990
1945 - Deutschland 1933 – 1990
1945 - Deutschland 1933 – 1990
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>1945</strong><br />
Felfe brachte die Widersprüche auf den Punkt: „Wie war es eigentlich<br />
gekommen, dass unmittelbar nach der bedingungslosen Kapitulation,<br />
nach dem Untergang des Dritten Reichs und der Auflösung der Wehrmacht,<br />
Rudimente dieses Kriegsapparates weiterexistieren und mit<br />
amerikanischer Hilfe ihre Arbeit fortsetzen konnten, als wäre nichts<br />
geschehen? Wie war es möglich, dass die Amerikaner dem endlich niedergerungenen<br />
Feind erlaubten, gegen den bisherigen Verbündeten<br />
dieselbe Arbeit fortzusetzen, die in der 12. Abteilung des Generalstabs<br />
des Heeres, der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO), bis zum Kriegsende<br />
betrieben worden war? Und was waren das für Leute, die ihr Leben<br />
als Generalstabsoffiziere fortsetzen durften, die keine Umerziehung<br />
durchzumachen brauchten, wie es wenigstens die Briten mit den<br />
Kriegsgefangenen in Wilton Park gemacht hatten, die nach ihrer Auffassung<br />
geeignet sein konnten, am Aufbau eines neuen deutschen<br />
Staatswesens mitzuarbeiten?“ Er hatte Fragen über Fragen, bei denen<br />
Felfe seine Tränen nur mit Mühe zurückhalten konnte. Fragen, auf die<br />
der Amerikaner Tim Weiner auch zwei Jahrzehnte nach dem Ende des<br />
Kalten Krieges noch immer keine Antworten fand. Er suchte aber auch<br />
in Korea, in China, in der Sowjetunion und zu Hause in Amerika nach<br />
guten Antworten. Bei den Deutschen geht er jedoch in CIA <strong>–</strong> Die ganze<br />
Geschichte nicht ins Detail. In <strong>Deutschland</strong> war alles klar. Wo die Infos<br />
hergekommen waren, war jedoch der neuralgische Punkt nach diesem<br />
Krieg. Dort hätten seine Analysen beginnen und enden müssen.<br />
Selbst der Umstand, dass lange vor Felfes bösem Tun Tausende Blitz-,<br />
Schock- und Eilmeldungen in den Monaten direkt nach dem Weltkrieg<br />
namentlich aus Berlin, Wien und aus den Kriegsgefangenenlagern in<br />
<strong>Deutschland</strong> kamen, weckte bei Weiner nicht den Verdacht, es könnte<br />
sich eventuell um eine Verschwörung unter diesen Agenten gehandelt<br />
haben. Stattdessen vermutet er hinter dieser Flut an falschen Infos die<br />
Gier nach Produkten wie Zigaretten. Sehr verständnisvoll. Nach den<br />
Worten von Weiner traf die Informationsschwemme auf Amerikaner,<br />
die nicht in der Lage waren, Dichtung von Wahrheit zu unterscheiden.<br />
Schade auch.<br />
70