1945 - Deutschland 1933 – 1990

1945
Halbsätzen wie: „soweit das Interesse nicht ohnehin auf ganz anderes
als die deutsche Einheit gerichtet war“. Brandts Nachfolger Helmut
Schmidt schrieb dann in den achtziger Jahren: „Im Grunde aber spielte
die Hallstein-Doktrin [Bonns Anspruch, der einzige legitime Vertreter
des deutschen Volkes zu sein] in meiner Amtszeit [1974-1982] keine
hemmende Rolle mehr bei der Verfolgung unserer Interessen in östlichen
Richtungen. Dies verdankten wir vor allem Willy Brandt, seinem
Außenminister Walter Scheel sowie Egon Bahr.“ Das war die einzige
„positive“ Erwähnung Willy Brandts in Menschen und Mächte.
Es ist ein Ziel meiner Ausführungen, diese Propaganda zu widerlegen.
Auffallend oft wird wiederholt, dass die britische Premierministerin
Margaret Thatcher und der französische Präsident François Mitterrand
die Wiedervereinigung noch viele Monate nach dem Mauerfall
abgelehnt hätten. Gar nicht zu reden von den zotteligen Russen. Der
zeitweilige Chefredakteur des Spiegel, Günter Gaus, brachte es präzise
auf den Punkt: „Zum Lebensgefühl des deutschen Bürgertums, in der
Bundesrepublik restauriert, scheint unausrottbar seit langem der
Wahn von einer stets zielstrebigen, weitgespannten, verschwörerischen
Bedrohung zu gehören. [...] Aber nicht erst seit gestern, seit
1945, nein, schon seit über fünfzig Jahren sind die Deutschen nun von
der kommunistischen Welteroberung bedroht; einer Verschwörung, in
der sich inzwischen im bürgerlichen Bewusstsein Altes und Neues
mischen: eiskalte, im Grunde eben doch unmenschliche Funktionäre,
asiatische Horden und moderner Terrorismus.“ Es ist das Manko von
Gaus’ Darstellung, dass er nicht anmerkt, dass sein Magazin über viele
Jahre selbst an der großen Verschwörungstheorie mitgebastelt hat.
Wo hätten die Leute in der Bundesrepublik den Quark sonst her?
Was das Jahr 1990 anbelangt, wird geflissentlich unterschlagen, dass es
sich hier um jenen Zeitraum handelte, in dem Dr. Helmut Kohl nun
durchaus nicht zu bewegen war, die deutsche Ostgrenze des Jahres
1945 endgültig anzuerkennen. Es spricht für sich, wenn Der Spiegel die
Bedeutung der Alliierten für die Nachkriegszeit in Deutschland kurz
und bündig derart zusammenfassen konnte: „Der Einfluss von London,
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