30.10.2013 Aufrufe

1945 - Deutschland 1933 – 1990

1945 - Deutschland 1933 – 1990

1945 - Deutschland 1933 – 1990

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>1945</strong><br />

ein Hauptgegner des Sozialismus und der DDR war?“ erläuterte der<br />

Kommunist: „Lesen Sie mal das Buch von Strauß »Erinnerungen«. Dort<br />

werden Sie die Antwort finden. Strauß war ein Realpolitiker. Ich habe<br />

ihn sehr geachtet. Er hat immer das eingehalten, was er gesagt hat.“<br />

Doch man wollte noch mehr wissen: „Haben Sie sich nicht gewundert,<br />

dass er plötzlich so ein »Freund« der DDR war?“ Und obwohl Strauß in<br />

den Lexika der DDR so hässliche Kritiken einsteckte, antwortete der<br />

Kommunist Honecker: „Ich habe Strauß nie als einen Feind der DDR<br />

gesehen. Und er hat das auch nie behauptet. Die internationalen Beziehungen<br />

richten sich nicht danach, ob die Person ein »Freund« oder<br />

sonstwas ist, das sind Beziehungen zwischen den Staaten.“<br />

Nun müssen Sie aber nicht denken, Strauß hätte seine Sympathie für<br />

den Sozialismus auf deutschem Boden erst so spät entdeckt. Markus<br />

Wolf, der Chef der Auslandsspionage der DDR, wusste zu berichten,<br />

dass die Verbindung zu Strauß auf die Zeit kurz nach der Gründung<br />

der DDR zurückging: „Neben Dr. Wiedemanns Büro ließ sich im Bonn<br />

der 50er Jahre der Salon einer Dame recht vielversprechend an. [...]<br />

Lydia, so lautete unser Deckname für Susanne Sievers, richtete in Bonn<br />

eine gastliche Wohnung ein, in der sie eine Art Salon führte, wo Abgeordnete<br />

und Politiker sich zwanglos einfanden, darunter Franz Josef<br />

Strauß und Willy Brandt, mit dem Susanne Sievers vor ihrer verhängnisvollen<br />

Reise zur Leipziger Messe eine leidenschaftliche Affäre gehabt<br />

hatte. Durch sie erfuhren wir, dass Strauß nicht zu jeder Stunde<br />

der fanatische Sozialistenfresser war, den er vor der Öffentlichkeit abgab,<br />

sondern ein nüchtern denkender Pragmatiker.“<br />

Wolf ergatterte ja neben anderen eigentlich nützlichen Informationen<br />

auch jene, „dass man im Lager von Kohl, Strauß und Flick sehr viel<br />

pragmatischer dachte, als es den Anschein haben mochte, und das<br />

nicht nur, wenn es um Geld ging“. Wie der Zufall so spielt, finden sich<br />

genau diese drei Namen auch in einem Reisebericht von Helmut Kohl<br />

wieder, der unter anderem Anfang der siebziger Jahre privat durch die<br />

schönste DDR auf dieser Welt tourte: „Auf der Reise erlebten wir viel<br />

88

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!