1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Als Beitrag zur Völkerverständigung war dieses unmännliche Kratzen<br />
und Beißen ganz sicher nicht gedacht gewesen. „Anfang 1937 wandte<br />
sich Heydrich eines Tages persönlich an Admiral Canaris und bat ihn<br />
um Überlassung schriftlicher Unterlagen aus der Zeit der militärischen<br />
Zusammenarbeit mit der Sowjetunion. Besonders läge ihm daran,<br />
Handschriftproben der deutschen Generale von Seeckt und von Hammerstein<br />
sowie vom sowjetrussischen Marschall Tuchatschewski zu<br />
erhalten. Außerdem wäre es ihm sehr erwünscht, wenn die Abwehr<br />
ihm einen Spezialisten zur Verfügung stellen könnte, der in der Nachahmung<br />
von Handschriften erfahren sei. Canaris, der ahnen mochte,<br />
was Heydrich vorhatte, lehnte das Ansinnen rundweg ab.“ Sehr nobel,<br />
doch Heydrich fragte noch andere große Jungs. „Nach etwa zwei Monaten<br />
erkannte der Admiral, welches infame Spiel Heydrich getrieben<br />
hatte, als in Moskau eine große Reinigungsaktion gegen die Spitzen<br />
der Roten Armee begann, in deren Verlauf Tuchatschewski und eine<br />
Reihe weiterer führender Offiziere der sowjetrussischen Wehrmacht<br />
zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden.“<br />
Aber wir waren ja eben noch knapp neun Jahre danach in <strong>Deutschland</strong>.<br />
<strong>1945</strong> störte nur noch der Teil der SPD, der in der östlichen Besatzungszone<br />
zwischen den Trümmern umherlief. Günstig wäre wohl gewesen,<br />
hätten die Sowjets eine Neugründung der SPD in ihrer Zone seinerzeit<br />
gar nicht erst genehmigt. Man war jedoch nicht beim sonntäglichen<br />
Wunschkonzert. Doch dann kam die Rettung auf anderem Wege. Was<br />
Dr. Kurt Schumacher im Westen mit großer Mühe verhindern konnte,<br />
wurde im Osten zum Rettungsanker, und das Problem mit seinen SPD-<br />
Genossen dort löste sich freundlicherweise in Wohlgefallen auf.<br />
Der Historiker Andreas Malycha überraschte nach der Durchsicht nun<br />
zugänglicher Archive im Osten in seinem Buch Auf dem Weg zur SED <strong>–</strong><br />
Die Sozialdemokatie und die Bildung einer Einheitspartei in den Ländern der<br />
SBZ [der Sowjetischen Besatzungszone] 1996 mit der Feststellung, dass die<br />
Enttäuschung früherer Parteigänger der SPD über die Politik ihrer<br />
Chefetage Anfang der dreißiger Jahre in einigen Städten so weit ging,<br />
dass sie auf eine Neugründung dieser Partei ganz verzichten wollten.<br />
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