1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
In den Memoiren Reinhard Gehlens finden sich unter anderem einige<br />
Seiten über Admiral Wilhelm Canaris. In der gebotenen Kürze will ich<br />
nur ein paar Sätze exemplarisch zitieren, um einen Eindruck vom Verhältnis<br />
dieser beiden Männer zu vermitteln: „Die Persönlichkeit des<br />
Admirals ist fünfundzwanzig Jahre nach seinem tragischen Tode <strong>–</strong> er<br />
wurde am 9. April <strong>1945</strong> nach einem höchst fragwürdigen Verfahren<br />
vor einem SS-Gericht in Flossenbürg hingerichtet <strong>–</strong> noch immer mit<br />
einem scheinbaren Schleier des Zwielichtes umgeben. Er teilt dieses<br />
Los mit vielen anderen hervorragenden Persönlichkeiten des Nachrichtendienstes<br />
im In- und Ausland, wie z. B. mit Oberst Nicolai. In<br />
manchen Veröffentlichungen äußern sich Verfasser, die den Admiral<br />
sicherlich nicht gründlich gekannt haben dürften, kritisch über seine<br />
Persönlichkeit und sein Wirken. Sie werfen ihm Zaudern, mangelndes<br />
Stehvermögen und letztlich immer wieder Undurchsichtigkeit vor.“<br />
Dabei lag es im Auge des jeweiligen Betrachters, wie man den Admiral<br />
sah. Undurchsichtigkeit werden ihm die Kämpfer für den Endsieg vorgeworfen<br />
haben; die anderen unter seinen Kriegskameraden sahen ihn<br />
sicherlich eher so: „Dagegen spricht vor allem die Verehrung, welche<br />
die Angehörigen der »Abwehr« dem Admiral entgegenbrachten und<br />
auch heute noch entgegenbringen.“ Hätten ihn jedoch alle Kameraden<br />
verehrt, hätte Gehlens Abteilung nicht „nach außen abgeschirmt“ sein<br />
müssen, und es wäre nicht so wichtig gewesen, dass sich diese Männer<br />
„vorbehaltlos aufeinander verlassen konnten“. Bei Gehlen findet sich<br />
folgerichtig auch diese Feststellung: „Dem Nationalsozialismus stand<br />
Canaris ablehnend gegenüber. Ebenso wie Generaloberst Beck litt er<br />
ständig darunter, dass seine innere Einstellung dem unter Bezug auf<br />
Gott geleisteten Diensteid widersprach.“<br />
Marion Dönhoff, die sich äußerst emanzipiert in der Männerdomäne<br />
bewegte, notierte später: „Sehr beschäftigte die Kreisauer auch das<br />
Problem der Loyalität in der Diktatur, das Recht auf Widerstand, die<br />
Bedeutung des Eides, die Bestrafung der Kriegsverbrecher.“ Bei der<br />
Gräfin fand ich auch Worte von Ludwig Beck, dem Chef des Generalstabs<br />
der Wehrmacht, an die ihm unterstellten Offiziere: „Ihr soldati-<br />
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