1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
wurde über die letzten Dinge der Politik gegrübelt, über die Rolle des<br />
Staates und die Grenzen der Freiheit. [...]<br />
Während Peter Yorck und Helmuth Moltke brauchbare, integre Menschen<br />
sammelten, die den neuen Staat bauen und verwalten sollten,<br />
und während sie sich bemühten, gemeinsam mit diesen moralische<br />
und politische Maßstäbe für das nachhitlersche <strong>Deutschland</strong> zu entwickeln,<br />
wurden die oppositionellen Offiziere von Zweifeln hin- und<br />
hergerissen: In der Phase spektakulärer Siege war es zu früh, Hitler<br />
umzubringen, zu groß schien die Gefahr der Dolchstoßlegende; und als<br />
die Rückschläge einsetzten, war es vielleicht schon zu spät, um etwas<br />
anderes als bedingungslose Kapitulation zu erreichen. Dennoch wurde<br />
immer wieder Vorbereitung für ein Attentat getroffen, die immer wieder<br />
auf fast magische Weise scheiterte, weil Hitler seine festgesetzten<br />
Pläne oder vorgesehenen Routen änderte.“<br />
Aber wir waren bei den Fremden Heeren Ost: „Ein neues Management<br />
sollte gefunden werden, und so betraute man im April 1942 Gehlen mit<br />
der Leitung, obwohl dieser sich nie mit Geheimdienstarbeit befasst<br />
hatte, keine Fremdsprachen beherrschte und von Russland keine<br />
Ahnung hatte. In dieser Versetzung wurde die Geringschätzung deutlich,<br />
welche die Tradition preußisch-deutscher Generalstabsoffiziere<br />
dem Metier der Geheimdienstleute entgegenbrachte.“ Das kann dieser<br />
Wolfgang Krieger gerne der Oma erzählen. Welcher Österreicher hätte<br />
aber auch vermuten sollen, dass man aus dieser Abteilung zum Chef<br />
machen konnte, wen man wollte, und hatte doch immer denkende<br />
Deutsche vor sich, die die Tätigkeit ihrer Vorgänger fortsetzten? Wie<br />
zum Beispiel Alexis Freiherr von Roenne nach Wilhelm Canaris. Und<br />
wie behalf sich Gehlen mit den Sprachen? „Ich holte mir als ersten<br />
Mitarbeiter (Ia) den Oberstleutnant i. G. Freiherr von Roenne und als<br />
Gruppenleiter I den Major i. G. Herre, beides hochqualifizierte Generalstabsoffiziere,<br />
die auch russisch sprachen, in die Abteilung“, so Gehlen,<br />
und es blieb nicht bei den beiden Spezialisten. „Die Gruppe III setzte<br />
sich aus Russlandspezialisten zusammen, zumeist Deutschen, die in<br />
Russland geboren waren, Land und Leute kannten und die russische<br />
Sprache wie ihre Muttersprache beherrschten.“<br />
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