1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
und wieder einmal so etwas zu finden ist: „Ein großer Teil der Bundesbürger<br />
glaubt ganz ehrlich, dass die Russen und die deutschen Kommunisten<br />
<strong>Deutschland</strong> gespalten hätten, und nicht sie selbst und die<br />
Westmächte.“ Sie glauben das freilich deshalb ganz ehrlich, weil Ihnen<br />
so selten eine andere Wahrheit zu Ohren kommt. Andererseits betrübt<br />
es mich durchaus, wenn Sebastian Haffner in seinem zweiten Teilsatz<br />
nicht nur den Eindruck von einer mächtigen Weltverschwörung gegen<br />
<strong>Deutschland</strong> hätschelt, sondern sein dumm gehaltenes Wahlvolk auch<br />
noch für diese jahrzehntelange Spaltung unseres Landes in Haftung<br />
nimmt. Ein jeder denkt nur, was er denken kann. Und für die richtigen<br />
Ableitungen benötigt man korrekte Informationen. Sonst wird man<br />
und frau politikverdrossen. Politikverdrossen macht allerdings auch,<br />
dass derselbe Schlauberger (freilich 17 Jahre zuvor) seine Leserschar<br />
über Staatsmänner im Osten und im Westen „informiert“ hatte, die ihre<br />
Politik angeblich auf die dauerhafte Teilung <strong>Deutschland</strong>s gründeten.<br />
Und an den Text aus diesem bundesdeutschen Propagandaschinken<br />
Die SBZ von A bis Z <strong>–</strong> Ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische<br />
Besatzungszone <strong>Deutschland</strong>s erinnern Sie sich doch bestimmt: „Immer<br />
wieder behauptet das Regime der SBZ, <strong>Deutschland</strong> sei nach <strong>1945</strong> von<br />
den Westmächten und politischen Kreisen Westdeutschlands gespalten<br />
worden. Bei seiner Wahl zum Präsidenten der Republik betonte<br />
Wilhelm Pieck am 11. 10. 1949 vor der Volkskammer: »Von den westlichen<br />
Besatzungsmächten . . . wurde <strong>Deutschland</strong> gespalten«, doch<br />
»niemals wird die Spaltung <strong>Deutschland</strong>s . . . von der DDR anerkannt<br />
werden«.“ Hauptsache immer drei Punkte. Und wer stand da noch?<br />
Viel zu spät, um diese Amerikaner noch von ihrer Verfolgungsangst<br />
abzubringen, kam schlussendlich die Entwarnung: „Doch die Spekulationen<br />
der Nachrichtendienstler über die Sowjets waren Bilder, wie sie<br />
ein Zerrspiegel zurückwirft. Stalin hatte weder einen umfassenden<br />
Plan zur Beherrschung der Welt noch die Mittel, einen solchen durchzusetzen.<br />
Der Mann, der nach seinem Tod schließlich die Macht in der<br />
Sowjetunion übernahm, nämlich Nikita Chruschtschow, erinnerte sich<br />
später, beim Gedanken an eine weltweite Auseinandersetzung mit<br />
Amerika habe Stalin »gezittert« und »gebibbert«.“<br />
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