1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Erfahrungen mit Verlogenheit und Hinterlist<br />
Einer Reihe von Menschen war schon sehr früh klar, dass die Gebiete<br />
östlich der Oder verloren gehen werden, wenn der Weltkriegsgefreite<br />
Hitler tatsächlich seinen Krieg gegen die Sowjetunion beginnt. So viel<br />
politische Weitsicht äußerte zum Beispiel ausgerechnet der Vater des<br />
Abiturienten Franz Josef Strauß, als er Ende Januar <strong>1933</strong> aus seiner<br />
Morgenzeitung von der gelungenen Machtergreifung Hitlers erfuhr.<br />
1939 wurde sein Sohn schließlich nach dem Studium zum Lehrer für<br />
Geschichte und alte Sprachen zur Wehrmacht eingezogen.<br />
Die Verschwörer des 20. Juli <strong>–</strong> und unter ihnen Strauß jr. <strong>–</strong> konnten<br />
durch den Verlauf des Krieges bereits im Jahr 1944 davon ausgehen,<br />
dass die sowjetischen Truppen diese Gebiete fest im Griff hatten. Erwartungsgemäß<br />
wurden sich die alliierten Staaten ja auch einig, dass<br />
die Ostprovinzen von <strong>Deutschland</strong> abgetrennt werden sollten. Wenn<br />
nun nach dem Ende des Krieges der Spagat gelang, die Vereinigung<br />
<strong>Deutschland</strong>s zu fordern und sich auf Dauer zu weigern, die Nachkriegsgrenzen<br />
juristisch anzuerkennen, so war abgesichert, dass die<br />
Alliierten der Vereinigung niemals zustimmen würden. Dabei musste<br />
zwangsläufig der Eindruck entstehen, das Ausland sei daran schuld.<br />
Wer meint, soviel Verlogenheit sei nicht vorstellbar, nehme sich Die<br />
Erinnerungen des langjährigen Vorsitzenden der Christlich-Sozialen<br />
Union, Franz Josef Strauß (geb. 1915), zur Hand, um nachzulesen, wie<br />
er die Deutschen in seiner Jugend erlebt hat: „Am 9. März erfolgte der<br />
Aufmarsch von SA und SS, die Machtübernahme in München. Die<br />
bayerische Fahne wurde eingeholt, die Hakenkreuzfahne wurde gehisst.<br />
[...] Ich habe den Zug dann durch die ganze Stadt begleitet, [...]<br />
und überall, so weit ich es beobachten konnte, herrschte Jubel. Ich<br />
selbst schwankte zwischen Furcht und Hass.“<br />
Er erinnerte sich auch: „Um nicht in die peinliche Lage zu kommen,<br />
uns ideologische Vorträge anhören zu müssen, haben meine Freunde<br />
und ich beschlossen, den Posten des »weltanschaulichen Referenten«<br />
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