1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Wenn aber von der Sowjetunion gar keine Bedrohung für den Rest der<br />
Welt ausging, dann muss das doch aber ein paar Agenten aufgefallen<br />
sein, die gegen das Reich des Bösen eingesetzt waren. Nach ihnen habe<br />
ich genauso gefahndet, wie nach Wolfs Agenten in der Bundesrepublik,<br />
von denen ja irgendeiner bemerkt haben muss, dass es auf gar keinen<br />
Fall das Ziel der Bonner Staatsführung gewesen sein kann, sich Unsere<br />
DDR „einzuverleiben“, wie es ja in der Ost-Berliner Propaganda immer<br />
hieß. Während ich leider keinen Hinweis auf solche Gedankengänge<br />
bei einem DDR-Agenten in der BRD fand, entdeckte ich bei Tim Weiner<br />
einen Ami, der seinem eigenen Verstand mehr traute als der üblichen<br />
antisowjetischen Propaganda zu Hause. Im Jahr des Amtsantritts von<br />
Gorbatschow 1985 wurde Aldrich Hazen Ames der Leiter der Spionageabwehr<br />
der Amerikaner gegen die Sowjetunion und Osteuropa. „Er<br />
hielt die Behauptung für absurd, dass die Bedrohung durch die Sowjetunion<br />
immens sei und immer größer werde. Er war überzeugt davon,<br />
es besser zu wissen. Er erinnerte sich, dass er dachte: »Ich kenne die<br />
Sowjetunion in- und auswendig, und ich weiß, was für die Außenpolitik<br />
und für die nationale Sicherheit [der Vereinigten Staaten] das Beste<br />
ist. Und entsprechend werde ich handeln.«“ Von dieser Erinnerung erfuhr<br />
Weiner bei einem Besuch im Bezirksgefängnis von Alexandria in<br />
den Weiten der USA, da der arme Kerl das eigenständige Denken zum<br />
Wohle seines Landes jetzt mit einer lebenslangen Haftstrafe bezahlt.<br />
Beginnend mit Kanzler Adenauer pflegte derweil die Staatsführung in<br />
Bonn unter den Kanzlern Erhard, Kiesinger, Schmidt und Kohl weiter<br />
sorgfältig die zarte Blume dieses Kalten Krieges. Nach Gesprächen mit<br />
Bonner Politikern im Jahr 1953 sah der Journalist Sebastian Haffner in<br />
Bonn zwei außenpolitische Strömungen am Werk. Die einen wollten<br />
mithelfen, „den Kalten Krieg zu beenden, um die Teilung zu überwinden,<br />
die <strong>Deutschland</strong> nicht durch eigene Schuld erlitten hat, und die<br />
Konsequenzen seines verlorenen Krieges zu tragen. Andere vertreten<br />
die Ansicht, dass es im deutschen Interesse liege, auf die Wiedervereinigung<br />
zu verzichten und statt dessen den Kalten Krieg anzuheizen,<br />
um schließlich die Konsequenzen des eigenen, verlorenen Krieges zu<br />
annullieren. Der große politische Kampf in <strong>Deutschland</strong> wird in den<br />
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