1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
Bevor Generalmajor Edwin Siberts Dienstzeit im August 1946 zu Ende<br />
ging, wollte Gehlen ihm noch die Zustimmung zu den eigenen Plänen<br />
und somit ein „Ja“ von amerikanischer Seite entlocken, auf das er sich<br />
später berufen konnte. Völlig zutreffend war Sibert aufgefallen, dass<br />
Gehlen „die Überlegungen der Amerikaner für den Aufbau eines neuen<br />
deutschen Nachrichtendienstes noch immer nicht ganz verstanden“<br />
hatte. Dieser Edwin Sibert lebte ernstlich in der „Vorstellung, Gehlens<br />
Organisation vollständig in einen neuen amerikanischen Nachrichtendienst<br />
zu integrieren, wodurch deren Mitarbeiter mitsamt ihren Familien<br />
amerikanische Staatsbürger werden würden“. Aber warum soll ein<br />
Mensch nicht auch träumen dürfen? So berief Mister Sibert für den 30.<br />
August eine gemeinsame Sitzung ein, auf der er die Träume erläuterte.<br />
Gehlen fasste sie wie folgt zusammen: 1. „Die Organisation würde eine<br />
rein amerikanische werden.“ 2. „Die Amerikaner wären berechtigt, die<br />
Organisation zu inspizieren.“ Als dritten Punkt hielt Gehlen fest: „Die<br />
Organisation würde Teil eines zukünftigen amerikanischen Nachrichtendienstes<br />
werden, allerdings als ein freies Wirtschaftsunternehmen,<br />
welches anstelle einer mit amerikanischen Beamten und Angestellten<br />
besetzten amerikanischen Organisation geheimdienstliche Aufgaben<br />
wahrnimmt. Auf diese Bedingungen, die uns angeboten worden sind<br />
und die ganz eindeutig sind, müssen wir uns einstellen. Wir haben sie<br />
zu akzeptieren.“ So schön kann träumen sein. Gehlen hatte auch einen<br />
Plan, der Siberts Plan diametral widersprach; Gehlen verfuhr nach der<br />
Abreise Siberts nach seinem eigenen Plan.<br />
James Critchfield, der wohl eine zu demokratische Vorstellung davon<br />
hatte, was es heißt, die Aufsicht über eine Gruppe hochrangiger und<br />
erfahrener Militärs zu haben, notierte später: „Ich glaube, dass sowohl<br />
Gehlen als auch General Sibert von der Vermutung ausgingen, jeder<br />
habe dem anderen seine eigenen Vorstellungen dargelegt und der<br />
andere habe diesen zugestimmt. Wenn es die Umstände daheim in den<br />
Vereinigten Staaten erforderten, konnte Sibert behaupten, dass er die<br />
Idee, die deutsche Operation in den amerikanischen Geheimdienst zu<br />
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