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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

6.) Sollte die Organisation einmal vor einer Lage stehen, in der das<br />

amerikanische und das deutsche Interesse voneinander abweichen, so<br />

steht es der Organisation frei, der Linie des deutschen Interesses zu<br />

folgen.“<br />

Soll Gehlen seinen Erfolg selbst kommentieren: „Besonders der letzte<br />

Punkt mag verwundern, da hier doch zur Diskussion stehen könnte, ob<br />

der Vertreter der Amerikaner dem Deutschen nicht zuviel zugestanden<br />

habe. Gerade dieser Punkt zeugt jedoch von der Weitsichtigkeit<br />

des Generals Sibert. Er übersah klar, dass die Interessen zwischen den<br />

Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik auf lange Zeit identisch<br />

sein würden.“ Ein Arzt wird einem Patienten mit Weitsichtigkeit eine<br />

Brille empfehlen. An Stellen wie dieser frage ich mich, ob jemand bei<br />

der CIA Gehlens Memoiren gelesen hat, und wenn, ob der Zynismus in<br />

seiner Sprache auffiel. Schon die Stelle Besonders der letzte Punkt macht<br />

klar, dass er wusste, dass er dem Amerikaner 1946 ein unverschämtes<br />

Stück Papier vorgetragen hatte <strong>–</strong> wobei noch nicht einmal bekannt ist,<br />

ob er seine Darlegungen überhaupt zu Ende bringen konnte, da Sibert<br />

sich vorzeitig zurückzog, um seine sieben Sachen für die Heimreise zu<br />

packen. Vielleicht hätte er diese historisch bedeutsame Sitzung ja auch<br />

schon für den 29. August einberufen sollen.<br />

Schön ist Critchfields Auswertung: „Es ist schon bemerkenswert, dass<br />

Gehlen dachte, solche Bedingungen würden von den amerikanischen<br />

Geheimdienstbehörden hingenommen. Letzten Endes gelang es ihm<br />

aber, den größten Teil davon zu verwirklichen.“ Dieser Umstand geht<br />

klar auf das Schuldkonto von Critchfield selbst. Dem gut aussehenden<br />

Amerikaner ist schon aufgefallen, dass „nicht wenige Verantwortliche<br />

in der CIA“ der Auffassung waren, „dass die Entscheidung, die Aufsicht<br />

über die Operation zu übernehmen, die Agentur und die Interessen der<br />

Vereinigten Staaten gefährden“ konnte. Ohne auch nur mit einem weiteren<br />

Wort darauf einzugehen, freute er sich nach der Pensionierung:<br />

„Letztlich aber war dieser Schritt ein absoluter Wendepunkt in meiner<br />

Karriere.“ Das freut einen wirklich sehr; doch dieser fatale Schritt war<br />

zugleich das Grab für die Verwirklichung des großen amerikanischen<br />

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