1945 - Deutschland 1933 – 1990
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<strong>1945</strong><br />
einem Netz von »SS-Leuten mit bekannter Nazi-Vergangenheit« zusammenzuarbeiten.<br />
Ein anderer meinte warnend: »Der amerikanische<br />
Nachrichtendienst ist ein reicher Blinder, der die Abwehr als Blindenhund<br />
benutzt. Das einzige Problem: die Leine ist viel zu lang.« Helms<br />
selbst äußerte die nur allzu berechtigte Befürchtung: »Ohne Zweifel<br />
wissen die Russen, dass wir diese Operation durchführen.«<br />
»Wir wollten da nicht ran«, sagte Peter Sichel, damals in der CIA-Zentrale<br />
verantwortlich für die deutschen Operationen. »Das hatte gar<br />
nichts mit Moral oder Ethik zu tun, sondern in erster Linie etwas mit<br />
Sicherheit.«<br />
Doch im Juli 1949 übernahm die CIA, unter dem hartnäckigen Druck<br />
der Armee, die Organisation Gehlen. Gehlen residierte in einem außerhalb<br />
Münchens gelegenen ehemaligen Nazi-Hauptquartier und nahm<br />
Dutzende prominenter Kriegsverbrecher mit offenen Armen in seinen<br />
Kreis auf. Ganz wie Helms und Sichel befürchtet hatte, war die Organisation<br />
Gehlen auf höchster Ebene von den Nachrichtendiensten Ostdeutschlands<br />
und der Sowjetunion unterwandert.<br />
Der schlimmste Maulwurf kam erst ans Tageslicht, als sich die Organisation<br />
Gehlen schon längst in den westdeutschen Bundesnachrichtendienst<br />
verwandelt hatte. Gehlens langjähriger Chef der Spionageabwehr<br />
hatte die ganze Zeit für Moskau gearbeitet.“ Das war Herr Felfe.<br />
Wen es interessiert, wie Heinz Felfes Verhältnis zu den Kameraden der<br />
braunen Fraktion beschaffen war, kann auch gleich Reinhard Gehlens<br />
Autobiographie lesen. Felfe mochte die blinden Fanatiker auch keinen<br />
Deut mehr als sein Herr und Meister. Das dürfte Felfe in dem Jahrzehnt<br />
mit Gehlen aufgefallen sein. Nichtsdestotrotz rückt er ihn in seinem<br />
Werk in die braune Schmuddelecke und bestätigt so das braune Image<br />
des Strategen in Pullach. Daneben räumt Heinz Felfe schon ein, dass im<br />
BND nicht nur üble Gesellen beschäftigt waren: „Unter den alten, langjährigen<br />
Mitarbeitern des RSHA [Reichssicherheitshauptamt], die sich<br />
einen Platz in der Organisation suchten, waren subjektiv ehrliche,<br />
anständige Menschen, sogenannte Idealisten, die nicht die Naziideologie<br />
vertreten, sondern mit gutem Gewissen ihre dienstlichen Pflichten<br />
erfüllt und sich in jeder Hinsicht korrekt verhalten hatten.“<br />
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