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1945 - Deutschland 1933 – 1990

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<strong>1945</strong><br />

der inzwischen größtenteils umgebildeten Kirchenleitungen der Landeskirchen“.<br />

Klingt auch völlig harmlos. Der inzwischen größtenteils<br />

umgebildeten Kirchenleitungen. An die frische Luft gesetzt haben sie<br />

die Nazi-Bischöfe. Die Eröffnungsrede hielt der Bischof Wurm. Er hatte<br />

wie auch die katholischen Bischöfe Faulhaber und Preysing Kontakte<br />

zum Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke unterhalten.<br />

Und auch diese Männer gaben unserem Land nach dem Krieg die neue<br />

Richtung. Zu Wort kam in Treysa als Sprecher des Reichsbruderrates<br />

unter anderem der ein Vierteljahr zuvor von den Amerikanern aus<br />

dem Konzentrationslager Dachau befreite Pastor Martin Niemöller:<br />

„Gewiss, wir stehen vor großen drückenden Nöten überall, wir stehen<br />

vor dem Chaos und vielfach schon mitten drin. Und wir haben zu<br />

fragen, was uns dahin gebracht hat. Die Not geht nicht zurück auf die<br />

Tatsache, dass wir den Krieg verloren haben; wer von uns möchte<br />

denn wünschen, wir hätten ihn gewonnen; wo würden wir erst stehen,<br />

wenn Hitler gesiegt hätte! Es ist ja gar nicht auszudenken, was das erst<br />

für eine Katastrophe und für ein Chaos geworden wäre. Unsere heutige<br />

Situation ist aber auch nicht in erster Linie die Schuld unseres Volkes<br />

und der Nazis; wie hätten sie den Weg gehen sollen, den sie nicht<br />

kannten; sie haben doch einfach geglaubt, auf dem rechten Weg zu<br />

sein! Nein, die eigentliche Schuld liegt auf der Kirche; denn sie allein<br />

wusste, dass der eingeschlagene Weg ins Verderben führte, und sie hat<br />

unser Volk nicht gewarnt, sie hat das geschehene Unrecht nicht aufgedeckt<br />

oder erst, wenn es zu spät war. [...] Wir aber, die Kirche, haben<br />

an unsere Brust zu schlagen und zu bekennen: meine Schuld, meine<br />

Schuld, meine übergroße Schuld! [...] Wir haben jetzt nicht die Nazis<br />

anzuklagen, die finden schon ihre Kläger und Richter, wir haben allein<br />

uns selber anzuklagen und daraus die Folgen zu ziehen.“<br />

Beim Umbilden der Kirchenleitungen wurden also deutsch-christliche<br />

Personen durch solche aus den Bruderräten der Bekenntnissynoden<br />

ersetzt. Das konnte aber eine heikle Prozedur sein. So war zum Beispiel<br />

Walter Koch bis 1946 Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche<br />

im Rheinland, und sein Nachfolger Joachim Beckmann trat dieses Amt<br />

bereits im Jahr <strong>1945</strong> an. Im Osten wurde genauso vorgegangen, wie in<br />

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