HIKAJAT ATJEH - the Aceh Books website
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ei einem Diplomaten-Empfang in Atjeh nicht behandelt werden, obschon<br />
die Hikajat Atjeh hierzu wertvolle Informationen enthalt. Es sei nur<br />
darauf hingewiesen, daB der von den Gesandten überbrachte Brief offensichtlich<br />
allgemeinen, höflichen Inhalts war und nicht auf den Zweck<br />
der Mission einging; dieser wurde erst Tage nach der ersten, feierlichen<br />
Audienz miindlich vorgetragen.<br />
Ich möchte an dieser Stelle vielmehr auf das Taktieren der portugiesischen<br />
Diplomaten eingehen und aufzeigen, daB der Wettkampf keine<br />
sportliche Angelegenheit war, sondern eine hintergründige Veranstal -<br />
tung, welche die Portugiesen zur Durchsetzung ihrer Wünsche den Atjehern<br />
aufzwangen, und in deren Verlauf sie selbst den Kürzeren zogen.<br />
Das Verstandnis dieser Vorgange erfordert jedoch ein Wort der Erlauterung<br />
zu Art und Spielregeln des hier behandelten Wettkampfes.<br />
Das Moment des Erscheinens in der öffentlichkeit und sein spezieller<br />
Pall, der öffentliche Zweikampf oder Wettkampf, spielten im südöstlichen<br />
Asien eine bedeutende Rolle. Dies kommt in historischen Quellen<br />
oft zum Ausdruck. Dabei mussen die Kontrahenten ihre Fahigkeiten nicht<br />
jedesmal am gleichen Objekt messen. Vielmehr versuchen sie, einander<br />
durch immer schwierigere Kunststücke zu übertrumpfen. Wer am Ende nichts<br />
Neues oder Auffalligeres mehr zu bieten hat, ist Verlierer. Der Wettbewerb<br />
führt zu einer Entscheidung, selten zu einem Unentschieden.<br />
So liest man z. B. in der Chronik von Tschiang Mai (Kord-Thailand),<br />
daB im 13. Jh. ein im Süden wohnender Tai-Herrscher nach Norden zu<br />
Fürst Mang Hai schickte, um diesem stolz ein Produkt handwerklichen<br />
Könnens seiner Untertanen vor Augen zu führen. Hieraus entwickelte sich<br />
am Ort und unter Beisein des Fürsten ein Geschicklichkeits-Wettbewerb<br />
zwischen je einem Zimmermann aus dem Süden und dem Norden. Nachdem<br />
schlieBlich der Meister aus dem Norden den Kopf des Kontrahenten mit<br />
dem Beil glattrasiert hatte, gaben sich die Leute aus dem Süden geschlagen<br />
und erkannten die höhere Geschicklichkeit der anderen an 1 6 5 .<br />
Ahnlich muB der Wettkampf zwischen Atjehern und Portugiesen verstanden<br />
werden. In den Augen seiner Landsleute zog Perkasa Alam durch<br />
seinen Sieg im zweiten "Gang" nicht nur gleich; er gewann den Wettkampf,<br />
weil die Gesandten nichts mehr zuzusetzen hatten. - Man wird annehmen<br />
dürfen, daB die Portugiesen, welche damals seit fast 100 Jahren in jenen<br />
Landern verkehrten, um die Regeln eines solchen öffentlichen Zweikampfes<br />
wufiten - und auch um die kurzzeitige demoralisierende Wirkung<br />
einer Niederlage sowie um das Machtgefühl des aiegers. Vor diesem Hintergrund<br />
gewinnt nun die Portugiesische Episode einen neuen, weniger<br />
harmlosen Aspekt.<br />
163 Notton, Annales Bd. 3 S. 49 f<br />
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