HIKAJAT ATJEH - the Aceh Books website

Die Gesandten wünschten die Uberlassung einer Festung in Atjeh.
Selbstverstandlich kamen sie nicht mit leeren Handen, sondern machten
dem Sultan u. a. wertvolle Pferde zum Geschenk. Eine solche Gabe entsprach
den damaligen Gepflogenheiten 1 6 4 . Weil aber die Pferde sehr
schnell waren, konnten die Gesandten, falls eine negative Antwort zu
befürchten war, zu einem öffentlichen Pferde-Wettkampf herausfordern,
den die Atjeher verlieren würden. Die Niederlage hatte als psychologisches
Druckmittel gewirkt. Sie hatte den Atjehern ein Gefühl der Unterlegenheit
suggeriert und den selbstbewuBten Sultan gedemütigt, was voraussichtlich
seinen Widerstand bezüglich der Festung für eine gewisse
Zeit gelahmt haben würde. - Als der Sultan sich nun zu keiner positiven
Antwort entschlieBen mochte, bestanden die Gesandten auf der Durchführung
eines Wettkampfes, den die bei ihrer Ehre gepackten Atjeher
erwartungsgemafi annahmen und verloren. Die List schien zu gelingen,
denn der Text berichtet, daB der Sultan argerlich wurde und sich beschamt
fühlte.
In diesem Augenblick hoher Spannung ereignete sich etwas, das die
Portugiesen anscheinend nicht in ihr Kalkül einbezogen hatten: Die Atjeher,
vertreten durch Perkasa Alam, boten einen zweiten, gesteigerten
Gang an. Hatte der erste Gang aus einem simplen Schnelligkeitsvergleich
der Pferde bestanden, mit anschlieBender Aufforderung an den atjehschen
Stallmeister, eines der portugiesischen Pferde zu reiten, so bestand
der zweite Gang nun aus einem schwierigeren Program: Ein Reiter-
Geschicklichkeitsvergleich auf einem ungesattelten portugiesischen
Pferd. Hierbei zeigte Perkasa Alam eine meisterliche Beherrschung des
fremden Tieres, wohingegen der portugiesische Stallmeister vom eigenen
Pferd abgeworfen wurde.
Als nun die Portugiesen keinen neuen Gang anboten, waren sie die
Verlierer. Mehr noch: Indem Perkasa Alam das Ringen um die psychologisch
starkere Position des Gewinners für sich entschied, richtete er
seine bereits gedemütigten Landsleute wieder auf und gab ihnen das
Selbstvertrauen zurück. Die Spannung löste sich, und das Gefühl der
Unterlegenheit, suggeriert durch den Sieg der Portugiesen im ersten
Gang, wich dem einer zufriedenen Uberlegenheit.
AnschlieBend traf der Sultan seine Entscheidung: Er lehnte das
Ersuchen der Portugiesen selbstsicher ab. Die Gesandten waren das
Opfer ihrer eigenen Strategie geworden.
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