Muslim-Tests
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außer Diensten und Erster Stellvertretender Präsident des Landtags von Baden-<br />
Württemberg Frieder Birzele (der örtliche SPD-MdL), im Saal ca. 200 Zuhörer oder besser<br />
Zuschauer (denn mir haben sie jedenfalls nicht zugehört, wie ich den Fragen entnehmen<br />
konnte). Herr Birzele erklärte unter dem zu erwartenden Beifall des Saales (nur<br />
meine Frau, Frau Jungert und eine weitere Mitarbeiterin, die ein paar Stunden ihres<br />
Sonntags geopfert hatten, haben nicht geklatscht), dass der Gesprächsleitfaden (oder<br />
sagte er auch Fragebogen?) nicht existierte, wenn er Innenminister gewesen wäre. Ich<br />
glaubte ihm das auf’s Wort, unterließ aber die Bemerkung, dass ich nicht unglücklich<br />
darüber sei, dass seine Amtszeit zehn Jahre zurückliege. Als dann der junge Mann neben<br />
mir, Henning Schürig, der Landtagskandidat der Grünen für den Wahlkreis Göppingen,<br />
den Kalauer mit dem Papst brachte, der bei uns wegen seiner bekannten Haltung<br />
zur Homosexualität nicht eingebürgert würde, war der Saal erneut begeistert (Joseph<br />
Alois Ratzinger wird sich sicher freuen, dass er bereits die deutsche Staatsangehörigkeit<br />
besitzt). Ich versuchte, unseren Standpunkt so gut wie möglich zu erläutern, aber<br />
mir hätte schon der Erzengel Gabriel persönlich beistehen müssen, wenn ich damit<br />
auch nur eine Seele erreicht hätte. 201 Zwar rief am nächsten Tag jemand bei uns im<br />
Büro an, um meiner Sekretärin mitzuteilen, dass er völlig einer Meinung mit mir sei –<br />
aber öffentlich hat er es nicht zu sagen gewagt, obwohl die Anwesenden nur verbal aggressiv<br />
waren.<br />
Beim anschließenden Imbiss mit türkischen Spezialitäten erzählte mir ein türkischer<br />
Mann so um die dreißig, unser Gesprächsleitfaden habe ihn so gekränkt, dass er weinen<br />
möchte, ob ich das verstehen könnte. Ich habe das bedauert, die Frage aber wahrheitsgemäß<br />
verneint.<br />
20. Unterschriftsaktionen<br />
Unterschriftsaktionen sind ein beliebtes und absolut demokratisches Mittel, um seinen<br />
Unmut über eine Maßnahme der Regierung zum Ausdruck zu bringen. Ob sie auch ein<br />
wirksames Mittel sind, lässt sich nicht generell sagen. Ich habe als Student in Freiburg<br />
zum Beispiel durch meine Unterschrift zum Rücktritt von Franz-Josef Strauß beigetragen<br />
(wirklich! Das hätten Sie nicht gedacht, was?). Im Fall unseres Gesprächsleitfadens<br />
201 Die NWZ (Neue Württembergische Zeitung) vom 14. März 2006 wählte als Überschrift für ihren Bericht<br />
über die „Podiumsdiskussion zum Fragebogen“ „Viel Arger [gemeint war sicher Ärger] im Saal<br />
über ‚Gesinnungstest’.“<br />
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