24.05.2014 Aufrufe

Muslim-Tests

Muslim-Tests

Muslim-Tests

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

men abgesehen, so gelassen auf, wie sie es verdienten. Natürlich: Ein paar fühlten sich<br />

„diskriminiert“, das gehört selbst dann zum guten Ton, wenn man gar nicht so genau<br />

weiß, was das Wort eigentlich bedeutet (selbst Zweitklässler „mit Migrationshintergrund“<br />

werfen deutschen Mitschülern schon zuweilen „Rassismus“ vor), aber der ganz überwiegende<br />

Teil fand nichts Aufregendes an den Fragen. Einige begrüßten auf ausdrückliche<br />

Nachfrage das neue Verfahren sogar (da muss es den Verbandsfunktionären ja<br />

eiskalt den Rücken herunterlaufen). Jedenfalls sind sowohl die große Verweigerung als<br />

auch die beschworene Prozesslawine bisher ausgeblieben. Sicher, es wird Klagen geben,<br />

wie es sie auch bisher aus anderen Gründen gegeben hat. Wie sie ausgehen,<br />

bleibt abzuwarten. Und wenn die Verwaltung verliert, muss sie sich ja nicht gleich mit<br />

dem erstinstanzlichen Urteil zufrieden geben. Die Sache wäre schon eine Sentenz aus<br />

Leipzig wert.<br />

Allerdings kann „die Ruhe an der Front“ auch daran liegen, dass „Die Erniedrigten und<br />

Beleidigten“ 273 erst gar keinen Antrag gestellt haben, wie in der Hitze der öffentlichen<br />

Diskussion wiederholt behauptet wurde. Dieser Einwand ist schon deshalb nicht überzeugend,<br />

weil das neue Verfahren in den ersten Monaten ohnehin nur bei vorliegenden<br />

Anträgen praktiziert wurde, weil es auch im günstigsten Fall ein paar Monate dauert, bis<br />

ein nach dem 1. Januar 2006 gestellter Antrag soweit bearbeitet ist, dass das Gespräch<br />

ansteht.<br />

Es bleibt also dabei, die unmittelbar Betroffenen haben den „<strong>Muslim</strong>-Test“ wesentlich<br />

unspektakulärer aufgenommen, als dies nach dem Protestgeschrei der Funktionäre zu<br />

erwarten gewesen wäre.<br />

Dies deckt sich mit den Zahlen, die wir im ersten Quartal 2006 bei der Hälfte der Einbürgerungsbehörden<br />

(also bei 22) erhoben haben: Diese hatten bis dahin 359 Gespräche<br />

geführt, davon 32 mit Angehörigen nicht-islamischer Staaten (z.B. Italien, Kroatien,<br />

Philippinen, Polen, Rumänien, VR China), bei denen es nur in 4 Fällen zu einer Ablehnung<br />

der Einbürgerung kommen dürfte; davon nur in zwei Fällen wegen der Weigerung<br />

des Antragstellers, die Fragen zu beantworten. Einige Einbürgerungsbewerber empfanden<br />

das Gespräch als angenehm und fühlten sich von der (erfahrenen) Gesprächspartnerin<br />

der Einbürgerungsbehörde akzeptiert und respektiert. Andere haben ihre Antworten<br />

knapp gefasst, wieder andere sehr ausführlich. Einzelne haben sich über das Verfahren<br />

bzw. die Fragen lustig gemacht.<br />

273 Titel eines Romans von Fjodor Michailowitsch Dostojewski.<br />

- 142 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!