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Muslim-Tests

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3. Die Parteien – Politik- oder Politikerverdrossenheit?<br />

Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, beklagen Politiker und Journalisten die „Politikverdrossenheit“<br />

der Bürgerinnen und Bürger. Manche sprechen auch von Staatsverdrossenheit.<br />

Seltener liest man von „Parteienverdrossenheit“ oder „Politikerverdrossenheit“.<br />

Was soll jemand dazu sagen, der das politische Geschehen aus der Perspektive<br />

eines Ministerialbeamten in einem Landesministerium 35 Jahre mit verfolgt hat?<br />

Als Vater habe ich mit unseren Töchtern schon Politiker gespielt, als sie gerade die Anfangsgründe<br />

ihrer Muttersprache beherrschten. Zu diesem Zweck habe ich nichts weiter<br />

als „bla bla bla“ gesagt und die Kinder haben das wiederholt – sehr zum Missvergnügen<br />

meiner Frau, einer ausgebildeten Pädagogin, die das strengstens missbilligte. Im weiteren<br />

Erziehungsverlauf habe ich (erfolgreich) versucht, mit allen Mitteln zu verhindern,<br />

dass die Kinder eine Landtagsdebatte besuchten, aus tiefer Sorge, ihr durchaus vorhandenes<br />

politisches Interesse könnte durch den Anblick zeitungslesender oder herumalbernder<br />

Parlamentarier Schaden nehmen. Im Büro habe ich frustrierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter dadurch motiviert, dass ich sie auf die Vorteile der Tätigkeit in<br />

einem Ministerium aufmerksam gemacht habe: Schauen Sie, für’s Kabarett müssen Sie<br />

Eintritt bezahlen und hier kriegen Sie’s umsonst und werden noch dafür bezahlt. Ist das<br />

nicht toll?! Mir hat diese Vorstellung immer sehr geholfen (anderen wohl weniger).<br />

Hätte ich damals schon die kleine aber sehr lesenwerte Abhandlung „Bullshit“ des amerikanischen<br />

Autors Harry G. Frankfurt gekannt, hätte ich sowohl unseren Kindern als<br />

auch meinen Mitarbeitern daraus vorgelesen. 224 Zum Beispiel die Erkenntnis: „Gerade<br />

in dieser fehlenden Verbindung zur Wahrheit – in dieser Gleichgültigkeit gegenüber der<br />

Frage, wie die Dinge wirklich sind – liegt meines Erachtens das Wesen des Bullshits.“<br />

225 Oder: „Die Produktion von Bullshit wird ... immer dann angeregt, wenn ein<br />

Mensch in die Lage gerät oder gar verpflichtet ist, über ein Thema zu sprechen, das<br />

seinen Wissensstand hinsichtlich der für das Thema relevanten Tatsachen übersteigt.“<br />

226<br />

Spätestens an dieser Stelle erwarte ich Ihre Unmutsäußerung: Sagen Sie mal, warum<br />

224 Die Sunday Times urteilte (laut Banderole): „Eine Provokation: Dieses Buch wird Ihr Leben verändern.“<br />

(zur ersten Aussage: ja, zur zweiten: nein).<br />

225 Bullshit, S. 40.<br />

226 Bullshit, S. 70. Sollte je ein Journalist dieses Buch lesen, erwarte ich spätestens an dieser Stelle,<br />

dass er dem Verfasser dringend rät, sich an die eigene Nase zu fassen, was in Erwartung dieses<br />

Ratschlags bereits geschehen ist – aber das kann der Journalist natürlich nicht wissen.<br />

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